Von der Elternarbeit zur systemischen Familienarbeit in der Heimerziehung

Kathrin Taube

Wenn die Rückführung in die Familie zu einem wichtigen Ziel heutiger Heimerziehung wird, hat dies weit reichende Konsequenzen für die pädagogisch-therapeutische Arbeit und die personelle Ausstattung der Heime sowie die Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Beitrag beschreibt den Wechsel von der individuumorientierten Heimerziehung zur eltern- und familienorientierten Arbeit. Es wird konstatiert, dass es an allgemein verbindlichen Handlungsanweisungen zwar noch fehlt, jedoch viele Einrichtungen dazu übergegangen sind, Eltern- und Familienarbeit zu einem integralen Bestandteil ihrer Arbeit zu machen. Dies wird anhand ausführlicher Praxisbeispiele verdeutlicht. Dabei zeigt sich, dass ein fließender Übergang zwischen Elternarbeit und familiensystemischen Ansätzen besteht. Elternarbeit konzentriert sich darauf, die Mütter und Väter stärker in die Erziehungsbelange einzubeziehen und in die Aktivitäten der Einrichtungen zu integrieren. Da sich im Sinne einer Rückführung jedoch in der Regel alle Familienmitglieder (und nicht nur das so genannte auffällige Kind) und die familiäre Beziehungsdynamik verändern müssen, muss letztlich systemisch, also mit der gesamten Familie, therapeutisch gearbeitet werden. Ein solcher zukunftsweisender Ansatz wird am Beispiel von Haus Leuchtturm vorgestellt.

Veränderungen in der Heimerziehung

"Woran erkennt man ein armes Kind?", fragte eine Kollegin eine Kindergruppe, weil gerade zum Thema "Armut" gearbeitet wurde, und erwartete als Antwort, dass es zum Beispiel nichts zum Anziehen habe, hungrig sei und obdachlos. Stattdessen antworteten die Kinder einhellig: "Es muss ins Heim".

Ist Heimerziehung immer noch ein Albtraum - für die, die es betrifft, und für die, die professionell mit Erziehung zu tun haben -, die letzte Drohung einer überforderten Mutter an ihr nerviges Kind, das Auffangbecken für die harten Brocken, an denen alle ambulanten Maßnahmen der Jugendhilfe gescheitert sind? Die vorliegende Arbeit befasst sich mit einer verhältnismäßig jungen Form der Heimerziehung: Die Kinder oder Jugendlichen werden nur vorübergehend in einem Heim untergebracht, sie und ihre Eltern werden intensiv betreut mit dem Ziel, die Kinder wieder in den elterlichen Haushalt zu integrieren. Die aktive Beteiligung der Eltern markiert einen Paradigmenwechsel in der Heimerziehung. Dieser soll zunächst erläutert werden.

Von der individuumorientierten Heimerziehung zur Elternarbeit

Die individuumzentrierte Behandlung jugendlicher Heiminsassen hat in Deutschland eine lange Tradition. Heimerziehung funktioniert in der Vorstellung der meisten Laien etwa so: Eltern liefern ihr renitentes, delinquentes, neurotisches oder sonst wie auffälliges Kind fern der Heimat im Heim ab oder werden vom Jugendamt dazu genötigt. Manchmal bittet auch das Kind selbst um Aufnahme, wenn zu Hause unerträgliche Zustände herrschen. Die Eltern haben in der Erziehung versagt, nun sollen sich Profis bemühen, das Kind zur Vernunft zu bringen. Bei diesem Bestreben spielen die Eltern keine Rolle mehr, sie kommen nur manchmal zu Besuch. Die Erzieherinnen und Erzieher im Heim arbeiten am Verhalten des Kindes, sie stärken seine Identität, fördern seine Leistungsbereitschaft, ersetzen ihm seine unfähige Familie durch kuschelige Kleingruppen, vermitteln ihm Werte und Moral, um es bei Volljährigkeit in die Selbstständigkeit zu entlassen.

Aber die Rettung der Kinder ist oft nur vorübergehend. Es hat sich im Laufe der Jahrzehnte individuumzentrierter Heimerziehung herausgestellt, dass auch ehemalige Heimkinder, die sich gut entwickelt haben, nicht in der Lage sind, selbstständig zu leben, Beziehungen zu knüpfen und zu halten (Börsch 1987, S. 10). Sie suchen ihre Familie und ihr Herkunftsmilieu wieder auf, das sich oft nicht verändert oder gar verschlimmert hat. Häufig ist der weitere Lebensweg von Heimkindern, die in einem herkömmlichen Großheim aufgewachsen sind, von psychischer Krankheit oder Beziehungsstörungen in Bezug auf die von ihnen selbst gegründeten Familien geprägt (ebd., S. 10).

Es gibt noch andere Gründe, die gegen die Beibehaltung der individuumzentrierten Heimerziehung sprechen:

  • Die klassische Überlastung der Heimerzieherinnen und -erzieher im Gruppendienst, schreibt Börsch, entstehe vielleicht erst durch die Abschottung der Eltern. Die Kinder seien so anstrengend, weil sie so uferlos bedürftig seien nach Liebe und Bestätigung. Dass ihre Eltern sie ausgestoßen haben, hinterlässt bei ihnen die Angst, selbst die Ursache des Scheiterns ihrer Familien gewesen zu sein. Die Erzieherinnen und Erzieher könnten die Unsicherheit der Kinder aber nicht zerstreuen. Nur die Familie könne die wahren Ursachen der Krise aufdecken (Börsch 1987, S. 15). Dazu aber braucht sie Anleitung und Unterstützung.
  • Wenn die Eltern ausgegrenzt werden, agieren die Kinder verstärkt die Familiendynamik im Heim aus, die Gruppenerzieher sind dabei nicht in der Lage, "die Wiederholung dysfunktionaler Beziehungsmuster im Heim zu verstehen und funktionale Interaktionsmodelle anzubieten" (Conen 1990, S. 24 f.).
  • Wenn sich im Elternhaus nichts verändert, außer dass ein Kind nicht mehr da ist, besteht die Gefahr, dass eines der zu Hause verbliebenen Kinder die Position des Abwesenden einnimmt, dekompensiert und ebenfalls von einem Heim aufgenommen werden muss (Conen 1990, S. 25).

Mehr und mehr wuchs die Einsicht, dass die pädagogischen Ergebnisse der Heimerziehung unbefriedigend sind und dass dies möglicherweise mit der Ausklammerung der Eltern und des Herkunftsmilieus zu tun haben könnte. Man erkannte, dass nur durch die Einbeziehung des kindlichen Umfeldes die Gründe für die Heimeinweisung geklärt und behoben und befriedigendere Lösungen erzielt werden können - im besten Fall die gelungene Rückführung der Kinder oder Jugendlichen in die Familien und damit die Verkürzung der Heimunterbringung.

Auch das seit 1990 beziehungsweise 1991 gültige Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) spiegelt diesen Paradigmenwechsel wider:

  1. Die Mitwirkung der Eltern bei Einleitung und Durchführung aller Jugendhilfemaßnahmen muss ermöglicht werden.
  2. Es soll eine intensive Elternarbeit bei Fremdunterbringung geleistet werden mit der Option auf Rückführung des Kindes in die Familie (§ 37), sofern nicht wichtige Gründe dagegensprechen.
  3. Auch dem Artikel 6 Absatz 2 im Grundgesetz wird das KJHG explizit gerecht: "Die von den Personensorgeberechtigten bestimmte Grundrichtung der Erziehung (…) ist zu beachten" (Appenheimer und Klemp 1994, S. 77).
  4. Die Fremdunterbringung soll im Leben des Kindes oder Jugendlichen einen episodischen Charakter haben, an der Wiederherstellung der Erziehungsfähigkeit der Eltern soll gearbeitet werden.

Der Paradigmenwechsel wirft jedoch viele Fragen auf: Wie stellt man die elterliche Erziehungsfähigkeit (wieder) her? Woran krankt sie? Muss man psychotherapeutisch vorgehen? Was ist, wenn die Eltern die Kooperation verweigern? Wie erfolgreich kann eine solche Arbeit sein, lohnt sich der Aufwand, wer trägt die Kosten?

Die Einigkeit der Fachleute aus Heimen und Jugendämtern über die Notwendigkeit von Elternarbeit täuscht hinweg über die recht unterschiedlichen Auffassungen darüber, welche Funktion Eltern im Heim haben sollen, und über die Art und Intensität der Elternarbeit. Rückführung ist ein sehr konkretes Ziel, das das KJHG vorgibt - aus der Literatur geht hervor, dass es nicht einfach zu erreichen ist. Denn eines ist allen Beteiligten klar: Rückführung in eine unveränderte Herkunftsfamilie ist fast immer zum Scheitern verurteilt. Das Kind fällt zurück in alte Beziehungsstrukturen und entwickelt dieselben problematischen Verhaltensweisen und Symptome wie vor dem Heimaufenthalt (Appenheimer und Klemp 1994, S. 76; Conen 1990, S. 22; Schindler 1996, S. 37). An der Herkunftsfamilie aber etwas zu ändern ist eine große Herausforderung.

Theoretische Grundannahmen zur Eltern- und Familienarbeit

Die Versuche, diese Herausforderung anzunehmen, stecken vielfach noch in den Kinderschuhen - und zwar sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. Eine explizit formulierte Leitlinie geben die System- oder Familientherapeuten vor: "Die Schwierigkeiten des Kindes werden verstanden als Symptom eines komplexen zirkulären Systems familiärer Beziehungen und Resultat einer langen familiären Problemgeschichte. Das heißt, das Kind artikuliert mit seinem auffälligen Verhalten Probleme der Familie, antwortet sinnvoll und funktional auf Situationen und Entwicklungen in seiner Familie. Eine Veränderung des Kindes setzt somit eine Veränderung dieser Situationen und Entwicklungen voraus" (Neumeyer 1996, S. 121).

Die Eltern sind und bleiben die wichtigsten Personen für ihre Kinder (Schindler 1996, S. 38). Sie sind durch das pädagogische Personal nicht zu ersetzen. Wenn die Pädagoginnen und Pädagogen versuchen, dem Kind eine "bessere Familie" zu sein, treten sie in Konkurrenz zu den Eltern, stürzen das Kind in Loyalitätskonflikte (Neumeyer 1996, S. 123 ff.) und verursachen enorme Reibungsverluste, die zu Lasten des Kindes gehen (Conen 1987, S. 30).

Aus diesem Grunde hat es auch keinen Sinn, den Heimbereich familienähnlich zu organisieren. Der Aufenthalt sollte zeitlich begrenzt sein.

Die Eltern werden als Personen angesehen, "die zur Zeit das Bestmögliche für/mit dem Kind tun, was nicht immer das Beste für das Kind ist" (Conen 1992, S. 21, zitiert nach Neumeyer 1996, S. 126); also werden sie respektiert, als verantwortlich angesehen und nicht über ihre Mängel definiert. Sie behalten die Gesamtverantwortung für die Erziehung ihres Kindes im Heim und erteilen entsprechende Aufträge an die Gruppenerzieherinnen und -erzieher. Was immer sie mit ihren Kindern selbst erledigen können, übernehmen sie in Eigenregie (Brönneke und Risau-Peters 1990, S. 61; Neumeyer 1996, S. 126 f.).

Das Problem des Kindes wird behandelt, indem mit der ganzen Familie nach familientherapeutischen Grundsätzen und Methoden in einem bestimmten Setting gearbeitet wird. Das Heim wird zur Serviceeinrichtung für die ganze Familie (Appenheimer und Klemp 1994, S. 79).

Die Familienarbeit kann auf eine Rückführung hinauslaufen, muss es aber nicht (Bader, Schäfer und Wolf 1996, S. 26; Conen 1990, S. 21; Schindler 1996, S. 51). Sollte stattdessen eine Ablösung vom Elternhaus anstehen, kann Familienarbeit Trauerarbeit und Verselbstständigung begleiten (Bader, Schäfer und Wolf 1996, S. 26 f.; Neumeyer 1996, S. 127). Das Heim hat in jedem Fall die Aufgabe, die Beziehungen zwischen den Kindern und ihren Herkunftsfamilien zu klären; dies gilt auch und besonders in der Arbeit mit Jugendlichen (Börsch 1987, S. 10 ff.).

Familienarbeit kann niemals eine zusätzliche Aufgabe in einem Heimalltag sein, der ansonsten so weiterläuft wie bisher. Vielmehr muss das ganze Heimkonzept umgearbeitet und die Erziehungsaufgaben auf die Familienarbeit abgestimmt werden (Conen 1990, S. 69).

Elternarbeit in der Heimerziehung

Im Folgenden sollen verschiedene Konzepte und Methoden der Eltern- und Familienarbeit vorgestellt werden. Dabei wird unter "Elternarbeit" zunächst jegliche Form von Kommunikation verstanden, die zwischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eines Heims und Eltern von Heimkindern stattfindet. Elternarbeit kann sich dabei implizit und beiläufig ergeben, sie kann aber auch - und dies setzt sich in den Institutionen immer mehr durch - planvoll und explizit erfolgen. "Familienarbeit" bezieht demgegenüber neben den Eltern auch die im Heim befindlichen Kinder sowie deren zu Hause lebenden Geschwister und andere wichtige Mitglieder der Familie mit ein. Familienarbeit versammelt in diesem Sinne die Familie real - erst dadurch werden Familienstrukturen, Rollenverteilungen, Konflikte und Probleme wirklich sichtbar und veränderbar.

In fast allen Beiträgen über Heimerziehung werden Bedeutung und Aufgaben der Elternarbeit erwähnt und konzeptionelle Überlegungen angestellt. Eine umfassende empirische Studie über Elternarbeit im Heimbereich mit all ihren Facetten und Schwierigkeiten, einschließlich der Aufarbeitung der einschlägigen Literatur der letzten vierzig Jahre, hat Marie-Luise Conen 1990 vorgelegt. Wer immer sich mit Elternarbeit im Heim befasst, kommt um diese Arbeit nicht herum und hat in ihr eine unerschöpfliche Fundgrube für jeden noch so entlegenen Aspekt des Themas. Zu erwähnen ist auch die zehn Jahre ältere Arbeit von Hans D. Heun (1981). Des Weiteren wurden der Autorin freundlicherweise die Ergebnisse einer schriftlichen Befragung über Elternarbeit zur Verfügung gestellt, die das Stadtjugendamt München 1996 im Rahmen seiner Konzepterstellung mit stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe in Oberbayern durchgeführt hat. Und schließlich findet man bei der Durchsicht von Fachzeitschriften immer wieder Beschreibungen und Kurzkonzepte von Elternarbeit, die einzelne Heime praktizieren. Die meisten Einrichtungen stoßen auf eine Reihe typischer Probleme und Hindernisse, die im Anschluss dargestellt werden.

Conen hat einen umfangreichen Katalog der verschiedenen Methoden der Elternarbeit zusammengestellt und erläutert (1990, S. 44 ff.). Ihn an dieser Stelle vollständig aufzulisten würde den Rahmen dieses Textes sprengen, es sollen im Folgenden nur einige Methoden benannt werden. Wichtig ist dabei der Hinweis von Conen (1990, S. 44 ff.), dass Elternarbeit mehr ist als Einzelgespräche mit Müttern und Vätern. Zum Beispiel gibt es Heime, die Elternbildung im Rahmen von themenzentrierten Seminaren anbieten, Elterntraining mit Einsatz von Video durchführen oder Familienwochenenden im Heim oder außerhalb des Heims veranstalten. In manchen Heimen können die Eltern am Gruppenalltag teilnehmen und im Heim übernachten; zum einen können sie dabei konkret Erziehungsverantwortung übernehmen, zum anderen besteht die Möglichkeit, am Modell der Erzieherin oder des Erziehers zu lernen. Es gibt Elterngruppen, die sich im Heim oder im Jugendamt treffen, es gibt Spiel- und Bastelabende, Feste, Tage der offenen Tür - alles Maßnahmen, die wegen ihres positiven Erlebnisgehalts vorteilhaft auf die Familien wirken und sie einbinden. Auch Hausbesuche, das heißt das Kennenlernen des kindlichen Herkunftsmilieus, können ein wichtiges Mittel der Elternarbeit sein, sind aber im Aufgabenspektrum der Heime oft noch nicht offiziell verankert.

Die Bestandsaufnahme von Heun 1981

Eine Studie über die Praxis der Elternarbeit wurde 1981 von Heun veröffentlicht. Sie spiegelt die Übergangssituation von der individuumzentrierten Heimpädagogik zur Einbeziehung der Eltern wider. Befragt wurden dreiundvierzig Heime des Diakonischen Werks in Hessen, von denen einundvierzig den Fragebogen ausgefüllt zurückschickten.

Generell bekannten sich dreiundachtzig Prozent der Einrichtungen zur Notwendigkeit von Elternarbeit; wobei die größeren Heime sie eher befürworteten als die kleineren, was wahrscheinlich mit der Selbstdefinition der Kleinheime als Ersatzfamilien zusammenhängt (Heun 1981, S. 102). Heun vermutet weiter, dass die Elternarbeit in solchen Heimen als wichtiger eingeschätzt werde, in denen relativ junge Kinder untergebracht seien und eine Rückführung möglich erscheine.

Die Gelegenheiten zum Elternkontakt ergaben sich bei fünfundachtzig Prozent der Heime zum Zeitpunkt der Aufnahme des Kindes und an Elternbesuchstagen, also eher zwischen Tür und Angel, wenn womöglich noch andere Eltern anwesend sind, und ohne zeitliche und inhaltliche Planung. Weitere knappe fünf Prozent der befragten Einrichtungen gaben an, die Eltern zu Hause zu besuchen, ebenfalls fünf Prozent rufen sie an, und nur 2,4 Prozent bestellen die Eltern ins Heim. Das heißt, von gezielter und systematischer Gesprächsführung durch das Heim konnte in dieser Erhebung nur bei 12,4 Prozent der Einrichtungen die Rede sein. Alleine diese Zahlen lassen die konzeptionellen und qualitativen Defizite in der Elternarbeit erahnen, wie sie Anfang der Achtzigerjahre weitgehend vorherrschten.

Durchgeführt wurde die Elternarbeit zu fast gleichen Teilen von leitenden Mitarbeitern und Gruppenerziehern. In keinem der Heime wurden spezielle Fachkräfte für die Elternarbeit beschäftigt (Heun 1981, S. 103 f.). Besonders schwierig empfanden es drei Viertel der Befragten, die Eltern zur Mitarbeit zu motivieren (ebd., S. 104). Als sinnlos wurde die Elternarbeit in denjenigen Fällen angesehen, wo eine Rückführung nicht möglich erschien (73 Prozent), wo die Kinder und Jugendlichen den Kontakt mit ihren Eltern ablehnten (56 Prozent) und wo die Eltern die Erziehungsarbeit störten (56 Prozent). Der Anteil der Familien, auf die diese Umstände zutrafen, lag für die Heime im Durchschnitt bei zwanzig bis dreißig Prozent (ebd., S. 107).

Die in der Studie erhobenen Ergebnisse erwecken insgesamt den Anschein, als sei Elternarbeit nur mit gutwilligen, relativ unproblematischen Eltern durchführbar. Ist es aber nicht gerade die Aufgabe von Elternarbeit, resistente Erziehungs- und Beziehungsprobleme zu klären und zu lösen? Diese Frage zieht sich weitgehend unbeantwortet durch die damaligen Elternarbeitsansätze im Heimbereich.

Heun (1981) resümiert: "Bemerkenswert ist hierbei, daß bei einem Großteil der Heime Elternarbeit wohl in Ansätzen vorhanden ist, aber weder definitiv verankert, noch in den Heimen selbst wohl klare Vorstellungen über diesen Teil ihrer Beziehungsarbeit bestehen" (ebd., S. 104).

Die Studie von Conen 1990

Conen veröffentlichte 1990 eine Befragung, die sich an elfhundertfünfundachtzig deutsche Heime richtete, welche der Internationalen Gesellschaft für Heimerziehung (IGfH) angehören. Sie hatte einen auswertbaren Rücklauf von dreihundertfünfundfünfzig Heimen (30 Prozent). Inwieweit die geringe Rücklaufquote als Desinteresse am Thema interpretiert werden kann, sei dahingestellt. Wie haben sich nun die Ansätze zur Elternarbeit in den zehn Jahren von der Heun-Studie bis zur Durchführung der Conen-Studie gewandelt?

Wie bei Heun (1981) erachten etwa achtzig Prozent der Befragten die Elternarbeit als wichtig. Wiederum sind es eher die kleineren Einrichtungen, die der Elternarbeit einen geringeren Stellenwert zumessen. Conen schlüsselt einundzwanzig Methoden und Gelegenheiten zum Elternkontakt auf, die wichtigsten seien hier genannt: Das Aufnahmegespräch geben 80,9 Prozent der Heime an, Besuchstage der Eltern im Heim 42,7 Prozent. Bei Beurlaubungen der Kinder, also wenn die Kinder vorübergehend - zum Beispiel am Wochenende - bei ihren Eltern sind, ergeben sich in 83,3 Prozent der Heime Gespräche. Hausbesuche führen 33,2 Prozent durch, Familienfreizeiten 3,6 Prozent, Elterntage oder -wochenenden 10,2 Prozent, Elterntrainings 2,4 Prozent. Regelmäßige Beratungsgespräche finden in 29,6 Prozent der Heime statt, Familientherapie in neun Prozent der Heime (Conen 1990, S. 213 ff.).

Informelle Kontakte im Rahmen von Vorstellungs- und Aufnahmegesprächen und Beurlaubungen der Kinder gehören zum Standard der Elternarbeit, während organisations- und personalaufwändige Formen der Elternarbeit, wie Seminare, Freizeiten und Ähnliches, eher unterrepräsentiert sind (ebd., S. 214 f.). Seit Heuns Untersuchungsergebnis hat sich die Rate systematischer Elterngespräche erhöht. Aber immerhin zwei Drittel der Befragten geben an, ihre Elterngespräche nicht vorzubereiten, weil sie ungeplant, zufällig oder spontan stattfinden (ebd., S. 186).

In etwa sechzig Prozent der Heime, die in Conens Studie antworteten, wird die Elternarbeit von Gruppenerzieherinnen und -erziehern durchgeführt, in weniger als zehn Prozent von speziellen Fachkräften; den Rest deckt die Heimleitung ab (Conen 1992, zitiert nach Neumeyer 1996, S. 125).

Zwei Drittel der Heimmitarbeiterinnen und -mitarbeiter tun sich schwer, das Vertrauen der Eltern zu gewinnen, 34,6 Prozent der Heime geben an, die Eltern seien nicht interessiert an einer Zusammenarbeit (Conen 1990, S. 196) - wobei auffällt, dass dieses Problem eher von Gruppenerzieherinnen und -erziehern als von gruppenübergreifend tätigen Sozialpädagogen und Psychologen genannt wird (ebd., S. 198). Letztere sind möglicherweise eher dafür qualifiziert und auch mit dem nötigen Zeitdeputat versehen, Eltern zu motivieren und ein Arbeitsbündnis herzustellen.

Was die Grenzen der Elternarbeit angeht, kommt Conen zu ähnlichen Ergebnissen wie Heun (Conen 1990, S. 198): 30,7 Prozent der Befragten geben an, die Elternarbeit sei sinnlos, wenn kein Kontakt zwischen Eltern und Kindern bestehe, wenn die Kinder ihre Eltern ablehnten; 9,6 Prozent, weil Rückführung nicht möglich sei. Immerhin 18,2 Prozent sagen, Elternarbeit sei in jedem Fall sinnvoll. Diese Einschätzung entspricht der Erfahrung von Fachleuten, dass auch im Falle einer Ablösung die Beziehung des Kindes zu seiner Herkunftsfamilie - notfalls ohne persönliche Teilnahme der Eltern - geklärt werden sollte, und zwar durch das Heim beziehungsweise auf dessen Initiative.

Conens empirische Studie enthält nicht nur eine Fülle von detaillierten Informationen und Einschätzungen zur Elternarbeit, sie verknüpft auch Aussagen miteinander, sodass plausible Antworten auf die typischen Probleme beim Umgang mit den Eltern gegeben werden können (siehe unten).

Die Befragung in Oberbayern 1996

Das Stadtjugendamt (StJA) München, Abteilung Familienergänzende Hilfen, hat im Sommer 1998 einen Entwurf für eine Rahmenkonzeption zum Thema "Elternarbeit in der Heimerziehung" fertig gestellt, der die Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit den Eltern gemäß § 37 Absatz 1 KJHG betont. Im Vorfeld der Konzepterstellung verschickte das Jugendamt 1996 einige Fragen zum Stand der Elternarbeit an zirka fünfundzwanzig stationäre Kinder- und Jugendeinrichtungen im Raum München und Oberbayern*. Der Rücklauf betrug achtzig Prozent (neunzehn Antwortschreiben). Inwieweit die Befragung für die Region repräsentativ ist oder ihre Ergebnisse verallgemeinert werden können, muss offen bleiben. Sie wirft zumindest ein Schlaglicht auf die heutige Elternarbeit im Kontext stationärer Heimerziehung.

Gefragt wurde unter anderem nach der Häufigkeit und Intensität der Elternarbeit, ob dafür speziell geschultes Personal vorhanden sei, nach Übernachtungsmöglichkeiten für die Eltern, nach Wochenend- und Ferienmaßnahmen für die Familien und ob das Heim Hausbesuche bei den Familien abstattet. In ihren Antworten betonten alle Einrichtungen die Wichtigkeit und Bedeutung der Elternarbeit, manche bezogen sich dabei auf die Bestimmungen des KJHG, manche legten allgemeine oder elternarbeitsspezifische Konzeptionen bei. Eine Einrichtung verfügte sogar schon über eine Auswertung von Erfahrungen mit der Elternarbeit, von der noch die Rede sein wird.

Es zeigt sich in dieser Befragung des Stadtjugendamtes München eine weit gehende Übereinstimmung im Heimbereich über die Bedeutung von Eltern- beziehungsweise Familienarbeit. Was Intensität und Häufigkeit der Elterngespräche betrifft, bewegt sich die Mehrzahl der Auskunft gebenden Einrichtungen im Mittelfeld zwischen "regelmäßigen Kontakten zu den Eltern bis hin zu aufwendigen therapeutischen Maßnahmen" (StJA München 1998, S. 1). Im Einzelnen heißt das: Sie führen in der Regel alle vier Wochen ein Gespräch mit den Eltern, haben einen psychologischen Fachdienst zu diesem Zweck in ihrer Einrichtung; viele pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterziehen sich gerade einer familientherapeutischen Zusatzausbildung. Als Gesprächsinhalte benennen die Einrichtungen Erziehungsberatung, Elterntraining, Perspektivenabklärung und Organisation von Heimfahrten der Kinder. Die Gespräche finden in der Mehrzahl nur mit den Eltern statt, nicht unter Einbeziehung der betroffenen Kinder selbst, der Geschwister und weiterer Bezugspersonen. In den Antworten auf die Frage nach Intensität und Häufigkeit der Elterngespräche klingt oft durch: Sie finden statt je nach Bedarf der Eltern und der Einrichtung und je nachdem, ob eine Rückführung geplant ist oder nicht. Man muss den Einrichtungen zugestehen, dass Elternarbeit oft noch "Experimentcharakter" (StJA München 1998, S. 16) hat und dass die Heime mit ihren Trägern und den Jugendämtern noch um die erforderliche personelle und sachliche Ausstattung für qualifizierte Elternarbeit ringen.

Übernachtungsmöglichkeiten für Eltern und Ferienmaßnahmen des Heims unter Einbeziehung der Eltern zielen darauf ab, die Eltern mit ihren Kindern zusammenzubringen, Erziehungsanleitung zu geben, festgefahrene familiäre Verhaltensmuster aufzubrechen und später zu reflektieren. Zwölf Einrichtungen bieten Übernachtungsmöglichkeiten, zwei veranstalten Heim-Eltern-Wochenenden oder -ferien, darunter eine vierzehntägige Reise. Manche unternehmen Tagesausflüge mit Eltern oder bieten einen gemeinsamen Skitag an. Fast alle laden die Eltern zu Heimfesten, zum Tag der offenen Tür oder ähnlichen Veranstaltungen ein. In einigen Heimen versucht man, die Eltern in Therapieplätze außerhalb der Einrichtung zu vermitteln.

Wenn eine Option auf Rückführung besteht oder die Eltern sehr darauf drängen, wird die Elternarbeit in vielen Heimen engmaschiger, strukturierter und verpflichtender. Die beschriebenen Einrichtungen, die dem Mittelfeld familienorientierten Engagements zuzurechnen sind, favorisieren fast alle den systemischen Ansatz. Dies zeigt sich in der gelegentlichen Einbeziehung der ganzen Familie oder der Jugendamtsmitarbeiter in die Gespräche und vor allem in der Tatsache, dass fast alle Einrichtungen über Psychologinnen und Psychologen oder pädagogische Mitarbeiter verfügen, die eine familientherapeutische Zusatzausbildung haben oder sie gerade absolvieren.

Wie konsequent mit diesen Ressourcen familientherapeutisch gearbeitet wird, unterscheidet sich von Heim zu Heim. Bemerkenswert ist jedenfalls, dass keine grundsätzlich konträren psychologischen oder sozialpädagogischen Ansätze für die Eltern- beziehungsweise Familienarbeit zur Anwendung kommen.

Eine Einrichtung, die nach den Ergebnissen der Befragung nur wenige Impulse zur Elternarbeit zeigt, ist ein Kleinstheim mit ausgesprochenem Pflegefamiliencharakter, das sich als Familienersatz und weniger als Familienergänzung versteht. Bei den meisten Kindern ist hier an Rückführung nicht zu denken. Unter dieser Voraussetzung fällt Familienarbeit schwer, die Konkurrenzsituation zwischen leiblichen Eltern und Bezugspersonen im Heim ist fast unvermeidlich und verhindert eine fruchtbare Zusammenarbeit.

Praxisbeispiele moderner Elternarbeit

Das Caritas Kinderdorf Irschenberg und das Jugendhaus Don Bosco in Penzberg, beide in Oberbayern gelegen, haben ihre Konzepte schriftlich festgehalten und ihre Erfahrungen dokumentiert. Im Folgenden soll der Arbeitsansatz moderner Elternarbeit anhand dieser beiden Einrichtungen exemplarisch dargestellt werden.

Das Caritas Kinderdorf Irschenberg hat 1994 ein Konzept zur Elternarbeit vorgelegt und darin seine einzelnen Maßnahmen näher beschrieben. Besonderen Wert legt das Kinderdorf auf eine langsame Anbahnung und gute Vorbereitung der Aufnahme, die allerdings oft durch Ad-hoc-Verfahren des Jugendamts und den Druck der Eltern unterlaufen wird. Grundsätzlich sollen die Hilfeplankonferenz, die Vorstellungs- und Kennenlerngespräche im Kinderdorf und die Aufnahme selbst in angemessenen zeitlichen Abständen und unter Berücksichtigung der Lebenssituation und Gefühlslage der Beteiligten stattfinden.

Die Elternarbeit während der Unterbringung wird im Konzept auf drei inhaltlichen Ebenen beschrieben und grafisch in Form einer Pyramide dargestellt: Den breitesten Raum an der Basis nimmt die "Kontaktpflege" ein, die von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geleistet wird. Ihr folgt die "allgemeine Elternarbeit". An der Spitze stehen die "besonderen methodischen Konzepte".

Unter Kontaktpflege fallen

  • allgemeine Elternrundbriefe zu organisatorischen Fragen oder bestimmten pädagogischen Themen,
  • offizielle Telefonate,
  • persönliche Karten, Briefe und Telefongespräche alltäglichen Inhalts,
  • Elternbesuche im Kinderdorf,
  • Heimfahrten der Kinder am Wochenende und in den Ferien,
  • informelle Kontakte in Hol- und Bringsituationen, bei Festen und anderen Veranstaltungen.

Unter allgemeine Elternarbeit fallen

  • persönliche Briefe, um Konflikte oder Erziehungsfragen anzusprechen,
  • Elterngespräche über Konflikte und Erziehungsfragen: persönliche Probleme der Eltern, Schule, therapeutische Interventionen für das Kind. Die Gespräche werden bei Bedarf geführt, auch im Rahmen von Hausbesuchen. Beteiligt sind die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Erziehungsleitung oder der psychologische Fachdienst;
  • Hilfeplangespräche unter Beteiligung des Jugendamts,
  • Eltern- und Familienfreizeiten.

Unter besondere methodische Konzepte fallen

  • die regelmäßige prozessorientierte Elternberatung zur Bewältigung der Fremdunterbringung, zur Erziehungsberatung, Bearbeitung von Familienkonflikten und Vorbereitung der Rückführung. An diesen Gesprächen sind die Eltern, Erziehungsleitung, Hausleitung und der psychologische Fachdienst beteiligt;
  • die Gruppenarbeit mit den Eltern in München; die Erziehungsleitung führt sie durch;
  • die themenzentrierte Elternbildung im Vortrag, Seminar oder Gesprächskreis in Zusammenarbeit mit Familienbildungsstätten oder dem Jugendamt,
  • die extern durchgeführte Familientherapie. Es ist aber geplant, dass Erziehungsleiter die familientherapeutische Zusatzausbildung absolvieren und die Therapie dann selbst durchführen. Die Finanzierung ist noch ungeklärt;
  • das Elterntraining durch den heimeigenen psychologischen Fachdienst.

Zu den praktischen Erfahrungen mit dem Konzept lässt sich aus Sicht der Erziehungsleiterin, die in erster Linie für die Elternarbeit zuständig ist, Folgendes sagen: Die beiden unteren Bausteine der Pyramide - Kontaktpflege und allgemeine Elternarbeit - hätten sich in den letzten Jahren intensiviert, es bestehe ein guter Kontakt zu fast allen Eltern. Die besonderen methodischen Konzepte allerdings habe man bisher wenig umsetzen können: das Elterntraining, die Elternseminare und die Familientherapie. Dies liege an mangelnden personellen und zeitlichen Ressourcen - alle drei Maßnahmen seien fachlich anspruchsvoll und zum Teil mit erheblichem organisatorischem Aufwand verbunden -, aber auch am mangelnden Interesse der Eltern. Nur in der Fünf-Tages-Gruppe (diese Kinder sind fünf Tage in der Einrichtung und am Wochenende zu Hause) sei die Elternarbeit auch auf der "höchsten" Stufe intensiv: Jeden Monat finden Beratungsgespräche statt. Innerhalb von zwei bis drei Jahren würden die Kinder in ihre Familien zurückgeführt werden. Elternarbeit sei auch ein wichtiges Thema in überörtlichen Arbeitskreisen. Die Erziehungsleiterin hält die Elternarbeit des Kinderdorfes Irschenberg für vergleichbar mit der anderer Heime.

Das Jugendhaus Don Bosco in Penzberg (einundfünfzig Plätze) arbeitet seit 1991 mit einem Elternarbeitskonzept und eigenem Fachdienst und legte 1995 einen ersten Erfahrungsbericht vor. Die angewendeten Methoden sind vor allem Heimfahrtbesprechungen (zum Beispiel Besprechung von Verhaltensbeobachtungsaufgaben oder Tagesstrukturplänen), Elterntraining (zum Teil mit Videoeinsatz) und die Einbeziehung der Eltern in begrenzte pädagogische Aufgaben sowie systemisch orientierte Beratung. Hinzu kommt die flankierende Elternarbeit, das heißt Feste, gemeinsame Bergtouren, thematische sowie gesellige Elternabende. Es stellte sich im Laufe der Zeit heraus, dass die Motivation und Fähigkeit zur Mitarbeit bei den Eltern sehr unterschiedlich verteilt waren, sodass eine "Zwei-Schienen-Elternarbeit" eingerichtet wurde. Diejenigen Eltern, die sich während des ersten Verweiljahres als zuverlässig, aufgeschlossen, interessiert und gesprächsbereit herausgestellt haben, werden der Kategorie "intensivierte Elternarbeit" zugeordnet. Alle zwei bis drei Wochen finden Gespräche oder Übungen (zum Beispiel Eltern-Kind-Spiele und gemeinsamer Sport) statt. Vor allem werden die Arbeitsziele gemeinsam mit den Eltern erarbeitet und jedes halbe Jahr überprüft und fortgeschrieben. Das Hauptziel ist hier die Rückführung.

Die Arbeit mit desinteressierten Eltern, die "Probleme fast ausschließlich am Kind festmachen", "Familienprobleme verschleiern" oder "keine realistische Problemsicht zeigen", wird Standardelternarbeit genannt und zielt vor allem auf Kontaktpflege und Motivationsarbeit ab. Gespräche seitens des Fachdienstes finden nur alle vier Wochen rund um die Heimfahrten der Kinder statt.

Bahnt sich eine Rückführung an, wird die Elternarbeit auch hier intensiv und systematisch, danach ist noch bis zu einem Jahr eine Nachbetreuung im Umfang von bis zu zehn Stunden in der Woche möglich.

Bis zum Sommer 1995 wurde mit sechsunddreißig Familien gearbeitet, mit dreizehn davon intensiviert, das heißt, dreiundzwanzig Familien gehörten der schwer motivierbaren Kategorie an. Nur mit vier Familien war die Elternarbeit aus verschiedenen Gründen überhaupt nicht möglich; eine davon sprang nach anfänglich viel versprechender Mitarbeit ab. Sieben Kinder wurden in insgesamt fünf Familien zurückgeführt und nachbetreut.

Probleme und Hindernisse der Elternarbeit

Auch andere konkrete Arbeitsbeschreibungen, die der Fachliteratur zu entnehmen sind (zum Beispiel Schmid 1981, Stewes 1981, Marmon 1981), sprechen immer wieder von den gleichen Problemen und Hindernissen bei der Elternarbeit. Es handelt sich vor allem um Probleme bei der Motivierung der Eltern zur Mitarbeit, Konkurrenzkonflikte zwischen Eltern und Heimpersonal und äußere, strukturelle Hemmnisse.

Motivierung der Eltern zur Mitarbeit

Die Motivierung der Eltern gilt in Praxisberichten und Fachtexten als schwierigste Hürde auf dem Weg zur familienergänzenden Heimunterbringung (Börsch 1987, S. 19; Conen 1990, S. 108; Heun 1981, S. 100; Stewes 1981, S. 109). Die psychosoziale Ausgangslage der meisten Eltern, die ihr Kind ins Heim bringen, ist in der Literatur vielfach und zum Teil sehr einfühlsam beschrieben worden: eine Mischung aus Scham, Versagensgefühl und Schuld, Inkompetenz, Misstrauen gegenüber dem Heim, der "Vollzugseinrichtung der Behörden" (Schmidt 1983, S. 410 zitiert nach Conen 1990, S. 110), oft auch Feindseligkeit und Neid (Conen 1990, S. 113) und langjährige Erfahrungen mit Machtlosigkeit (ebd., S. 112), da die Familien meist schon seit Jahren erfolglos mit ambulanten Maßnahmen der Jugendhilfe zu tun hatten. Diese Gefühlsmischung ruft verständlicherweise häufig eine ablehnende Haltung gegenüber dem Heim hervor. Die Ablehnung kann aber auch in Ambivalenz umschlagen, weil die Heimunterbringung die Familie ja auch entlastet (Neumeyer 1998, S. 169). Die Verständigungsschwierigkeiten verstärken sich noch durch den Umstand, dass die Eltern von Heimkindern zum größten Teil der Unterschicht angehören, während das Heimpersonal im Allgemeinen eher der Mittelschicht entstammt (Heun 1981, S. 100). Und es gibt sicherlich Eltern, mit denen die Zusammenarbeit objektiv unmöglich ist (Conen 1990, S. 109), da bei ihnen zu viele und zu schwere Probleme zusammenkommen, als dass sie im Rahmen kindzentrierter Familienarbeit im Heim gelöst werden könnten, und weil die Motivation zu ergänzenden Hilfen absolut fehlt.

In der Literatur zeichnet sich allerdings die Tendenz ab, dass umso weniger über mangelnde Mitarbeit geklagt wird, je systematischer und konzeptionsgesteuerter die Elternarbeit abläuft (Conen 1990, S. 109). Die familientherapeutischen Ansätze fordern von den pädagogischen und therapeutischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern professionelles, ja geradezu strategisches Vorgehen, um die Eltern bei der Stange zu halten: "Einer bisher eher reaktiven pädagogischen Arbeit werden geplante Interventionen entgegengesetzt" (Conen 1987, S. 27).

Neumeyer (1998) schlägt vor, sich verweigernde Eltern mit dem Ausschluss des Kindes aus dem Heim unter Druck zu setzen, problematisiert aber auch das Dilemma familienorientierter Heimerziehung, wenn die prinzipielle Freiwilligkeit, sich einer Therapie zu unterziehen, durch das Moment des Zwangs und der Kontrolle eingeschränkt wird (Neumeyer 1998, S. 170).

Die Eltern zur Mitarbeit zu motivieren und mit ihnen dann tatsächlich zu arbeiten sind zwei Dinge, die miteinander verzahnt sind. Auch Conen (1990, S. 22 f.) stellt fest, "daß oftmals die Mitarbeit der Eltern vorausgesetzt wird, sie jedoch im Allgemeinen erst gewonnen werden muß. Die Mitarbeit kann in vielen Fällen eher als Ergebnis von Elternarbeit denn als eine Voraussetzung betrachtet werden". Wenn in der Arbeit auf die Gefühle und Bedürfnisse der Eltern eingegangen wird, Vertrauen gebildet, Wertschätzung und Verständnis vermittelt und sichtbare Erfolge gezeitigt werden, besteht durchaus die Chance, dass die Eltern ihre Ressentiments abbauen. Auch die Methodenvielfalt kann das Ihrige zu diesem Prozess tun. Wenn die Eltern darüber hinaus fest in ein Beratungssetting integriert sind, fühlen sie sich vermutlich ernster genommen, als wenn die Erzieherin während des Tages der offenen Tür zufällig mit ihnen plaudert. Außerdem mag die persönliche Überzeugungskraft eines Heimmitarbeiters oft eine Rolle spielen.

Die Frage der Motivierung so genannter schwieriger Klienten in der Sozialarbeit kann generell nur mit einer argumentativen Gratwanderung beantwortet werden und beinhaltet einen ethischen Konflikt: Einerseits soll der mündige Bürger nicht bevormundet und nicht zu etwas gezwungen werden, was er nicht will, zumal Zwangsbehandlungen nie zum Erfolg führen. Auf der anderen Seite sind Kinder im Spiel, die sensible und gefährdete Beziehungen zu ihren Eltern haben und deren psychische Entwicklung auf dem Spiel steht, wenn der Kontakt zu den Eltern abreißt. Ihre Symptome können im Allgemeinen nicht ohne Klärung der Familienbeziehungen dauerhaft beseitigt werden. Anscheinend lohnt sich die Ausschöpfung aller professionellen Mittel, um die Eltern zur Mitarbeit zu gewinnen; besteht doch zu diesem Zeitpunkt noch die Möglichkeit, dass die Eltern für ihr Kind das tun, was später kein Sozialarbeiter oder Therapeut mehr ohne weiteres kompensieren kann.

Konkurrenz zwischen Elternhaus und Heim

Eine sehr weit verbreitete Folge der schwierigen psychosozialen Lage der Eltern, aber auch der Beziehungstriade Heim - Eltern - Kind ist die Konkurrenz, in die beide Erziehungsinstanzen treten. Dieses Grundproblem wird praktisch in jedem Text zur Elternarbeit behandelt. Wer erzieht das Kind besser? Wem folgt es eher? Wen hat das Kind lieber? Die Fragen quälen Eltern, die ihr Kind abgegeben haben, die sich als gescheitert empfinden, die Kontrolle und Einfluss abgeben müssen. Manche geben sich geschlagen und ziehen sich zurück, brechen dann aber auch den Kontakt zu ihrem Kind ab (Neumeyer 1996, S. 124). Andere versuchen, sich zu entlasten, indem sie den Erzieherinnen und Erziehern Fehler nachweisen und sich auf Äußerlichkeiten konzentrieren, wie Sauberkeit und Ordnung. Manche wünschen sich unbewusst, das Heim möchte ebenfalls an ihrem Kind scheitern, sabotieren beispielsweise die Bemühungen des Heims, indem sie das Kind verwöhnen und gegen die Grundsätze und Regeln des Hauses aufbringen (Neumeyer 1996, S. 123 f.).

Aber es sind nicht nur die Eltern, die mit den Erzieherinnen und Erziehern konkurrieren, sondern diese ergreifen ihrerseits häufig auch für die Kinder gegen ihre Eltern Partei (Neumeyer 1996, S. 124), definieren sich als Retter und Anwalt des Kindes (Schindler 1996, S. 11), führen den Eltern vor, wie viel Potenzial eigentlich in ihrem Kind steckt, wenn es dem Einfluss der versagenden oder gar bösartigen Eltern entzogen ist. Dieses Konkurrenzverhältnis hat nicht nur die Tendenz, sich zu verfestigen, das heißt irgendwann zur Herausnahme des Kindes oder zum resignierten inneren (und äußeren) Abschied vom Kind zu führen, sondern es sabotiert zwangsläufig auch die pädagogischen und therapeutischen Erfolge beim Kind.

Kinder sind in aller Regel ihren Eltern gegenüber sehr loyal, was auch immer vorgefallen ist. Systemisch gesprochen haben sie es als Symptomträger "auf sich genommen, die eigenen Entwicklungsmöglichkeiten hintanzustellen, um die Familie zu entlasten. Daher können sie sich nicht durch fremde Erziehung helfen lassen. Wäre es anderes, dann würden sie damit den Eltern zeigen: 'Hier gibt es Leute, die gehen so mit mir um, daß ich mich wie jedes andere Kind verhalte und entwickele: Die sind für mich bessere Eltern als ihr!'" (Börsch 1987, S. 18) Es ist den Kindern nicht möglich, "zwei Beziehungs- und Lebensmittelpunkte gleichzeitig und nebeneinander (zu) haben, die unterschiedliche Standpunkte, Motive, Ziele und Grundhaltungen vertreten" (Hirschfeld 1996, S. 9).

Das Kind kann sich nicht verändern, ohne der Familie gegenüber illoyal zu werden (Lemme 1996, S. 127). Verändert es sich aber nicht, handelt es sich im Heim dauernd Probleme ein. So kann das Kind jede pädagogische Maßnahme, aber auch jedes Beziehungsangebot seitens des Heims verweigern und torpedieren. Es kann aber auch Eltern und Heim gegeneinander ausspielen (Neumeyer 1996, S. 124). In jedem Fall aber tritt die Veränderung des Kindes beziehungsweise die Behandlung des eigentlichen Familienproblems in den Hintergrund, die Konkurrenz und ihre Folgen verbrauchen die psychische Energie aller Beteiligten, die sehr viel produktiver genützt werden könnte (Hirschfeld 1996, S. 9).

Insbesondere die familientherapeutischen Ansätze schenken dem Konkurrenzproblem große Aufmerksamkeit und beziehen es mit konkreten Gegenmaßnahmen in ihre Konzepte ein: Zum einen wird die Erziehungsverantwortung bei den Eltern gelassen, sodass Eltern und Heim an einem Strang ziehen und die Kinder sich nicht zwischen zwei Erziehungs- und Beziehungspolen entscheiden müssen. Zum anderen wird in den Therapiestunden am Beziehungsdreieck Heim - Eltern - Kind intensiv gearbeitet. Die Bindungen, die das Kind zu Heim und Elternhaus entwickelt hat, sind unteilbar (Hirschfeld 1996, S. 9) und werden daher zu einem Gesamtsystem gebündelt. Nicht von ungefähr haben kleinere Einrichtungen und Pflegefamilien, die sich vor allem als Ersatzeltern verstehen, am ehesten Probleme mit der Konkurrenz, der gegenseitigen Ablehnung und den Loyalitätskonflikten des Kindes.

Die Einstellung der pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann, wie schon erwähnt, ebenfalls zu einem Hindernis für Elternarbeit werden. Häufig erwarten sie von den Eltern Dankbarkeit für ihren Einsatz und Anerkennung für ihr Fachwissen im Umgang mit dem Kind, unterschätzen aber die Bedrohung, die sie für die Gefühle der Eltern darstellen (Conen 1987, S. 32). Wenn sie gar in den Konkurrenzkampf einsteigen, ist einer vertrauensvollen Elternarbeit ohnehin der Boden entzogen. Hier gilt es, das Bewusstsein über die Folgen von Konkurrenz und Elternersatz beim pädagogischen Personal zu schärfen (Conen 1990, S. 231). Conen stellt zudem fest, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Elternarbeit gegenüber oft deshalb nicht aufgeschlossen seien, weil sie damit deutliche Misserfolgserlebnisse hatten und sich nicht ausreichend vorbereitet und qualifiziert fühlten (1987, S. 31 f.). Die Einführung eines psychologischen Fachdienstes für Elternarbeit kann jedoch eine Konkurrenz anderer Art schüren: Das pädagogische Personal fühlt sich dann oft als das weniger qualifizierte, das für die grobe Arbeit zuständig ist, während die Psychologen unbelastet vom Alltag die Kreativarbeit ausführen (Schindler 1996, S. 51). Die im nächsten Kapitel vorgestellten familientherapeutisch arbeitenden Heime haben dieses Problem erkannt und in ihre Konzeptionen eingearbeitet: Kinderheim Graf durch strikte Aufgabenteilung, Hierarchie und ständigen Informationsfluss; Lindenhof, indem sich die Erzieherinnen und Erzieher selbst zu Familienberatern gemacht und auf Spezialisten verzichtet haben; Haus Leuchtturm, indem die Erzieherinnen und Erzieher an den Familientherapiesitzungen teilnehmen.

Äußere, strukturelle Hindernisse

Eher struktureller Natur sind Hindernisse, die Conen 1987 erwähnt: Die pädagogischen Mitarbeiter haben nicht genug Zeit für die Elternarbeit, das heißt, die Heime sind personell ungenügend ausgestattet (64,9 Prozent der Befragten beklagen dies in Conens Untersuchung 1990). 24,9 Prozent fühlen sich nicht ausreichend qualifiziert (1990, S. 221), einunddreißig Prozent haben keine Supervision oder interne Beratung (1990, S. 184).

Bereits Heun beklagt die mangelnde Qualifikation für Elternarbeit an Fachakademien und Fachhochschulen für Sozialpädagogen. Er sieht die Ursache dafür in einem generellen Mangel an wegweisenden Konzepten und fordert die Entwicklung einer Theorie der Elternarbeit, aber auch wissenschaftlich begleitete Modellprojekte an Heimen (Heun 1981, S. 101). Neumeyer konstatiert noch 1996, also fünfzehn Jahre später: "Ein schlüssiges Konzept zur familientherapeutischen Arbeit im Heim oder zu einer systemisch orientierten Heimerziehung (...) liegt noch nicht vor" (Neumeyer 1996, S. 126). Dass allerorten experimentiert, überlegt, vermutet und behauptet wird, zeigt eine kleine Sammlung von Meinungen darüber, wer die Familien- oder Elternarbeit im Heim überhaupt durchführen soll. Für die Familientherapeuten unter den Autoren ist die Antwort klar: ein zum Heim gehörender Familientherapeut, der nicht in den Gruppendienst eingebunden ist. Die anderen Autorinnen und Autoren, die sich nicht zu einer systematischen familientherapeutischen Arbeit bekennen, äußern sich unterschiedlich: Das sei noch offen (Struzyna 1995, S. 333); die Sozialpädagoginnen und -pädagogen im Heim sollten die Elternarbeit übernehmen (Appenheimer und Klemp 1994, S. 78); oder: Dies sei eine kooperative Aufgabe zwischen sozialem Dienst und Heim, denn: "Heimerziehung kann auch nicht Familien intensiv betreuen oder gar 'therapieren'" (Merchel 1990, S. 212). Neumeyer unterscheidet zwischen pädagogischer und therapeutischer Familienarbeit. Die pädagogische drehe sich um Erziehungsfragen und Belange aus dem Heimalltag, die könne von Gruppenerzieherinnen durchgeführt werden; die familientherapeutische hingegen obliege dem Therapeuten (Neumeyer 1996, S. 127 f.). Dieser dürfe dann aber nicht gleichzeitig der heiminterne Einzeltherapeut des Kindes sein, denn die familientherapeutische Allparteilichkeit müsse gewahrt bleiben. Dass in dieser Umbruchsituation der Bewusstseinsstand über Elternarbeit nicht überall gleich ist, verwundert nicht, führt aber leicht zu Konflikten, wenn zum Beispiel die Kostenträger der Jugendhilfe die Kosten für Familientherapie und die Betreuung nach der Rückführung nicht übernehmen oder Jugendämter in familienorientierte Heime grundsätzlich nicht einweisen (Conen 1987, S. 30).

Grundannahmen der Familienarbeit und Familientherapie

Von den neunzehn oberbayerischen Heimen, die dem Stadtjugendamt München auf seine schriftliche Anfrage geantwortet haben, verfügt nur eine heilpädagogische Fünf-Tages-Gruppe über ein dezidiert familientherapeutisches Konzept. In anderen Bundesländern arbeiten einzelne Heime allerdings schon seit bis zu fünfzehn Jahren mit Ansätzen der systemischen Familientherapie. Einige von ihnen stellen sich in der Aufsatzsammlung "Un-heimliches Heim" (Lemme 1996) vor. Zwei Ansätze interessieren hier besonders:

  1. die Familienseminare des Kinderheims Graf in Ellwangen/ Jagst in Baden-Württemberg, durchgeführt von Familientherapeuten (Bader, Schäfer und Wolf 1996), und
  2. die Familienarbeit im Kinderheim Lindenhof im Raum Bremen, durchgeführt vom pädagogischen Personal (Schindler 1996).

In manchen Aspekten erwähnenswert ist auch das Konzept des Kinderhauses Bad Essen, dessen Methodenbausteine zur Familienarbeit kreative Ansätze enthalten, die hier am Rande einfließen sollen.

In den inhaltlichen Schwerpunkten ihrer Arbeit stimmen die Konzepte der Einrichtungen weitgehend überein: Ganz im Sinne der familientherapeutischen Theorie betrachten sie auffälliges Verhalten als Reaktion auf eine Störung im Gleichgewicht des Familiensystems. Das symptomtragende Kind hat demnach eine wichtige Aufgabe für das Funktionieren der Familie eingenommen; sein Verhalten wird daher nicht moralisch bewertet (Bader, Schäfer und Wolf 1996, S. 16). In der Familientherapie wird den Eltern vermittelt, dass nicht das Kind alleine ein Problem hat, sondern die ganze Familie (Schindler 1996, S. 41), und dass die Symptome des Kindes als bisher bestmöglicher Lösungsversuch in einer für alle schwierigen Situation angesehen werden können (ebd., S. 11). Die ganze Familie ist eingeladen, mit dem Therapeuten auf die Suche nach dem Sinn des auffälligen Verhaltens zu gehen und die dahinter stehenden Konflikte und Kommunikationsprobleme zu finden. Dabei begegnet der Therapeut der Familie mit Wertschätzung, niemals mit Schuldzuweisung und Abwertung, denn jedes Familienmitglied hat sein Möglichstes getan, um die Familie zusammenzuhalten (ebd., S. 42). Die Familie soll die Chance haben, sich nach ihrer eigenen Definition weiterzuentwickeln. Ob das symptomtragende Kind am Ende des therapeutischen beziehungsweise beraterischen Prozesses in die Familie reintegriert wird oder nicht, ob das Eltern- beziehungsweise Ehepaar zusammenbleibt, sollen die Betroffenen selbst entscheiden (Bader, Schäfer und Wolf 1996, S. 17).

Dem Therapeuten ist bewusst, dass die eigentlichen Bedürfnisse und Ziele der Familien oft noch einer Aufdeckung und Umdeutung bedürfen, und achtet deshalb besonders auf nonverbale Signale. Gerade beim Thema "Rückführung" - ein in jeder Sitzung präsentes Thema - kann eine Fehleinschätzung sehr schmerzhaft sein, zum Beispiel wenn die Eltern aus bestimmten Gründen, die ihnen nicht bewusst sind oder sein dürfen, eine Rückführung unterschwellig sabotieren, während Kind und Therapeut diese als höchstes Ziel anstreben (ebd., S. 27 f.).

Die therapeutische Arbeit durchdringt den ganzen pädagogischen Alltag. Krisen während des Heimaufenthalts - wenn zum Beispiel Jugendliche weglaufen oder Straftaten begehen, wenn es zu massiven Auseinandersetzungen kommt - werden nicht moralisch verurteilt oder gar disziplinarisch geahndet (Heimverweisung), sondern als Chance zur Veränderung genutzt (Schindler 1996, S. 46). In allen drei Einrichtungen besteht die Möglichkeit zu Krisenintervention und gesonderten Gesprächsterminen. Die Kinder fahren häufig zu den Eltern nach Hause: im Kinderheim Graf und in Bad Essen alle zwei Wochen und fast die ganzen Schulferien, in Lindenhof sogar jedes Wochenende. Auf diese Weise bleibt der familiäre Prozess im Fluss. Die Familie kann sich, ihre Positionen, ihre Kommunikation und ihre Erziehungserfolge beobachten und in den Familiengesprächen im Heim reflektieren.

Höchsten Stellenwert haben die Beteiligung und Unterstützung der Eltern bei der Erziehungsverantwortung. In allen drei Einrichtungen können die Eltern hospitieren, übernachten, werden mit Aufgaben der Fürsorge für ihre Kinder betraut (zum Beispiel Hausaufgabenhilfe, Arztbesuche, Kleider kaufen), werden in Erziehungsfragen beraten und können am Elterntraining teilnehmen. Eltern lernen beim Elterntraining, mit alltäglichen Problemen umzugehen, die sich mit Kindern ergeben, das heißt, Absprachen zu treffen und deren Einhaltung durchzusetzen. Themen sind unter anderem "Mitarbeit im Haushalt", "Hausaufgaben", "Taschengeld", "Zubettgehzeiten" (Conen 1990, S. 60 f.). Gleichzeitig ist diese offensive Elternbeteiligung ein Mittel, an den (familientherapeutisch gesprochen) Generationengrenzen zwischen den Subsystemen Eltern und Kindern zu arbeiten.

Konzept des Kinderheims Graf

Im Kinderheim Graf wird explizit familientherapeutisch gearbeitet. Die ganze Familie nimmt an regelmäßig stattfindenden Familienseminaren teil. Bevor die Familie in diese Seminararbeit einsteigt, wird sie zunächst gemeinsam mit einem Jugendamtsvertreter zu einem Vorstellungsgespräch ins Heim eingeladen. In diesem Gespräch stellt die Einrichtung sich selbst und ihre Arbeitsweise vor, die Familie schildert ihrerseits ihre Bedürfnisse und Probleme, sodass erste therapeutische Hypothesen aufgestellt werden können. Die beiderseitige Entscheidung für oder gegen die Unterbringung des Kindes fällt am Ende des Gesprächs.

Nach einer dreimonatigen Eingewöhnungszeit des Kindes kommt die Familie mit drei anderen Familien zu einem Einführungsseminar (A-Seminar). Neben der Abklärung organisatorischer Punkte und einer gemeinsamen Bestandsaufnahme des bisherigen Heimaufenthalts erstellt das Therapeutenteam mit den Familien deren Genogramme (Bader, Schäfer und Wolf 1996, S. 20 ff.).

Die Genogrammarbeit bildet den Einstieg für wichtige systemtherapeutische Prinzipien: Entschuldung der Familienmitglieder, Erhöhung des Selbstwerts, Umdefinition des Problems. Am Ende des A-Seminars steht die Vereinbarung des Arbeitskontrakts, in dem das Kinderheim Graf die Elternverantwortung manifestiert: "Die Familie legt ihre Arbeitsziele fest, wir formulieren den Auftrag an das Erzieherteam und an das Kind. Für jüngere Kinder halten wir diese Ziele auf Postern fest, die sie in ihren Zimmern an die Wand heften sollen, um sie immer vor Augen zu haben" (ebd. 1996, S. 24).

Die Seminare beginnen jeweils an einem Freitagabend mit der ersten Sitzung und werden am Samstag mit drei weiteren Sitzungen bis zum Abend fortgesetzt. Dieses Marathonsetting hat folgende Vorteile:

  • Jede Familie steht selbst im Mittelpunkt, nimmt aber auch an den Arbeitsprozessen der anderen teil, was häufig den Effekt der Selbsterfahrung mit sich bringt.
  • Die therapeutische Atmosphäre ist sehr intensiv.
  • Durch Pausen und die Übernachtung können neue Informationen und Einsichten bewusst und unbewusst nachwirken und am nächsten Tag, solchermaßen gereift, wieder aufgegriffen werden.
  • In den Pausen und am Abend nach der Sitzung gibt es auch die Möglichkeit, mit den Therapeuten informelle Gespräche zu führen und damit Angst vor den Experten abzubauen (ebd., S. 19 f.).

Das Gruppensetting hat unter anderem den Vorteil, dass die Eltern andere, vom gleichen Schicksal betroffene Eltern kennen lernen und dabei merken, dass sie mit ihren Problemen und Katastrophen nicht alleine sind. Im Umgang mit dieser schwierigen, schuld- und schambeladenen Situation, aber auch mit dem Heim und seinen Repräsentanten, erhält die Seminargruppe Selbsthilfecharakter, das heißt, die Eltern tauschen sich untereinander aus, und zwar ohne dass Fachleute dabei wären (ebd., S. 19).

Sechs Monate nach dem Einführungsseminar steigen die Eltern in die eigentliche Therapie, die so genannten B-Seminare, ein. Die B-Seminare unterscheiden sich, was den äußeren Ablauf betrifft, nicht vom A-Seminar, wohl aber in den Inhalten und bisweilen auch in der Zusammensetzung: Wenn möglich und gewünscht, werden die Gruppen homogen zusammengesetzt, zum Beispiel werden lauter Alleinerziehende oder nur Adoptiveltern oder Pflegefamilien in einer Seminargruppe zusammengefasst. Diese Gruppen bleiben dann bis zur jeweiligen Entlassung der Kinder zusammen.

Die Autoren betonen, dass sie vom fachlichen Gesichtspunkt her diese Seminare eigentlich alle zwei Monate durchführen müssten, die Abstände von einem halben Jahr seien zu groß. Eine häufigere Durchführung scheitere aber seit Jahr und Tag an der knappen Finanzierung (ebd., S. 25).

Die Inhalte der B-Seminare ergeben sich zum Teil aus den Fragen und Problemen der Familien: Paarkonflikte, Umgangsprobleme nach einer Scheidung, vor allem aber Erziehungsfragen und -beratung stehen auf dem Programm. Das dreiköpfige Therapeutenteam - "eine Gruppe von drei Personen, die als Subgruppe von den Teilnehmern erlebt wird, mit entsprechenden Übertragungsmechanismen" (ebd., S. 19 f.) - bereitet für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer familientherapeutische Interventionen vor: beispielsweise die Arbeit mit Familienskulpturen, paradoxe Verschreibungen, Übungen und Hausaufgaben. Eine besondere Rolle spielt die Arbeit an den Generationengrenzen nach Salvador Minuchin (1977), um die Elternkompetenz zu stärken. In diesem Zusammenhang ist eine Intervention des Kinderhauses Bad Essen erwähnenswert: der gezielte Abbruch eines Familienaufenthalts des Kindes. Im Rahmen der Maßnahme "Erziehung üben" bekommen die Eltern die Aufgabe, einen bestimmten, vielleicht neuralgischen Punkt in ihrer Beziehung zum Kind zu ändern. Gelingt es den Eltern nicht, in diesem Punkt zu Hause ihren Standpunkt zu verwirklichen, bringen sie das Kind zurück ins Heim, um nicht in alte Dynamiken zurückzufallen. Das Zurückbringen, obwohl schmerzlich, wird als Ausdruck des augenblicklichen Zustands der Eltern-Kind-Beziehung verstanden. Beide spüren dadurch deutlich, was es heißt, an den Generationengrenzen zu arbeiten. Die Maßnahme des Zurückbringens beschleunigt die Beziehungsklärung und häufig auch die Entscheidung, ob es zu einer Rückführung kommen wird oder nicht (Brönneke und Risau-Peters 1996, S. 70 f.).

Sollte sich eine Rückführung abzeichnen, wird die Familienarbeit noch einmal intensiviert und für die Entwicklung und Einübung von Erziehungskonzepten spezifiziert. Die Rückführung sollte nur erfolgen, wenn

  • die Eltern eine hinreichende Erziehungskompetenz besitzen,
  • das Kind einen Platz (im wörtlichen und im systemischen Sinne) in der Familie hat und
  • die Familie über Ressourcen verfügt, zukünftige Konflikte zu lösen (Bader, Schäfer und Wolf 1996, S. 29).

Zum Abschluss werden die Eltern zum C-Seminar, dem Entlassungsseminar, eingeladen. Dort ist das System Familie noch einmal Schwerpunkt, um dem heimkehrenden Kind seinen Platz zu sichern - an dem es Kind sein darf und nicht die verdeckten Konflikte anderer durch kräftezehrendes Fehlverhalten ausagieren muss. Darüber hinaus werden der Heimaufenthalt und die Gruppenarbeit resümiert, wird die gemeinsame Arbeit in dieser Form offiziell abgeschlossen.

Was die Möglichkeit der Nachbetreuung betrifft, erhalten die Eltern das Angebot, sich in Krisensituationen telefonisch oder persönlich wieder an die Einrichtung zu wenden. Falls erforderlich, wird das Kind auch wieder im Heim aufgenommen. Außerdem kann die Familie weiterhin an einem der laufenden B-Seminare teilnehmen (ebd., S. 30).

Mit A-, B- und C-Seminaren ist das Angebot an familientherapeutischen Settings und anderen Maßnahmen aber noch lange nicht erschöpft: Kriseninterventionsseminare (D-Seminare) werden im akuten Einzelfall einberufen, und es können, abgesehen von der betroffenen Familie, auch noch andere Familien, die in einer Krise sind, Jugendamtsvertreter, Erzieherinnen und Erzieher, Lehrer und andere Betroffene beteiligt werden.

Falls sich in den Monaten zwischen den B-Seminaren neue Aspekte und Entwicklungen in der Familie ergeben, die Heim und Kind aktuell betreffen, wird ein so genanntes Roundtablegespräch unter Einbeziehung der Erzieher und Jugendamtsvertreter geführt. Mit sehr problembeladenen Familien werden alle vier Wochen familientherapeutische Einzelsitzungen abgehalten.

Jugendliche, deren Eltern nicht mehr leben, die es im Kinderheim Graf auch gibt, können an systemischen Seminaren zur Verselbstständigung teilnehmen, die ebenfalls therapeutisch angeleitet werden. In diesen Seminaren, die alle zwei Monate stattfinden, wird durch Genogrammarbeit und Beziehungsanalyse der Erkenntnis Rechnung getragen, dass auch Kinder und Jugendliche ohne Eltern oder aus völlig zerfallenen Familien ihre Herkunft als "seelisch-geistiges Konglomerat" (Junge 1989, S. 186) mit sich herumtragen und sich darin verorten müssen, um sich frei weiterentwickeln zu können. Außerdem geht es in diesem Seminar um die Ablösung vom Heim und die Entwicklung eigenständiger Zukunftsperspektiven (Bader, Schäfer und Wolf 1996, S. 33).

Und schließlich organisiert das Kinderheim einmal im Jahr einen mehrtägigen geselligen Höhepunkt: den Familientag. Alle interessierten Familien fahren mit dem Therapeutenteam ins Elsass und verleben dort ein paar zwanglose Tage. Die Therapeuten verstehen sich hier als Ansprechpartner und Prozessbegleiter sowie als Interaktionsmodelle (ebd., S. 32).

Der therapeutische Schwerpunkt des Kinderheims Graf ist klar an seinem Organigramm abzulesen: Das Kinderheim hat sich eine eindeutige hierarchische Ordnung gegeben, um die Strukturen möglichst transparent zu halten, und das Therapeutentrio steht an der Spitze dieser Hierarchie. Von den pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird erwartet, dass sie durch Fortbildungen familientherapeutisches Verständnis erwerben und bereit sind, nach aktuellen therapeutischen Vorgaben zu arbeiten. Die Autoren räumen ein, dass diese Regelung zu Konflikten führen kann. Entscheidend sei deshalb der regelmäßige Informationsfluss, damit die Erzieherinnen und Erzieher erfahren, was die Seminare ergeben haben, und die Therapeuten, was in der Gruppe vorgefallen ist und wie die therapeutischen Ergebnisse pädagogisch umgesetzt wurden. Die Kooperation aller Beteiligten sei die einzige Möglichkeit, auffälligen Kindern und ihren Familien zu helfen (ebd., S. 35).

Familienarbeit im Kinderheim Lindenhof

Auch im Kinderheim Lindenhof bei Bremen ist die Familienarbeit verpflichtender Bestandteil der Unterbringung der einundzwanzig Kinder und Jugendlichen. Im Abstand von vier Wochen finden Familiengespräche - die sich nicht als Therapien verstehen, obwohl sie therapeutische Wirkung haben können (Schindler 1996, S. 41) - möglichst mit den vollständigen Familien statt, und zwar abwechselnd im Heim und im Elternhaus. Allwöchentliche Telefonate sind ebenfalls fester Bestandteil der Familienarbeit. An den Gesprächen sollte die ganze Familie teilnehmen, dies ist aber nicht zwingend. Bestimmte Themen, wie zum Beispiel "Paarkonflikte", werden auch mit den Eltern alleine bearbeitet (ebd., S. 40).

Im Laufe der Anbahnung einer Heimunterbringung besuchen zunächst zwei Mitarbeiterinnen mit der zuständigen Jugendamtsvertreterin die Familie zu Hause, um sie in ihrem alltäglichen Kontext kennen zu lernen und ihr nach der ersten Bestandsaufnahme der Familiensituation das Konzept der Einrichtung nahe zu bringen. Wenig später besucht dann die Familie das Heim, schaut sich dort um und spricht noch einmal mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Am Ende dieses Gesprächs sollte die Entscheidung fallen; mit der Aufnahme des Kindes und dem familientherapeutischen Ansatz sollten sich alle Beteiligten einverstanden erklären.

Inhalte und Methoden entsprechen den Grundsätzen der Familientherapie, auch in Lindenhof kommt die Erziehungsberatung als Schwerpunkt hinzu. Alle sechs Monate werden so genannte Bilanzgespräche geführt, fakultativ unter Beteiligung des Jugendamts, um Entwicklungsschritte der Kinder und Veränderungen im Familiensystem zu bilanzieren und zu evaluieren.

Das Thema "Rückführung" wird ähnlich betrachtet wie im Kinderheim Graf und gegebenenfalls intensiv vorbereitet. Das Bemerkenswerte am Lindenhofer Konzept ist, dass es auf die Beschäftigung eines therapeutischen Stabes verzichtet. Vielmehr führen die Gruppenerzieherinnen und -erzieher die Familienarbeit seit 1993 selbst durch, nachdem sie sich gemeinsam dafür qualifiziert haben: Erzieher und Berater bilden also eine Personalunion. Damit entfällt der aufwändige Informationsaustausch zwischen Erzieher- und Beraterteam, und das Wissen über die Familiendynamik und entsprechende Übertragungsprozesse können direkt genutzt werden. Dieses wahrscheinlich einmalige Konzept ist wohl nur im Kontext des dringenden Wunsches im Team nach Konzeptveränderung zu verstehen. Wenn die Neufassung einer Konzeption so stark von einer begeisterten pädagogischen Basis getragen wird, wie in diesem Ansatz spürbar, können anscheinend auch ungewöhnliche Ideen realisiert werden. Natürlich ist das Konzept der "Beratung und Erziehung aus einer Hand" fachlich angreifbar; andererseits ermöglicht es die unmittelbare Übertragung systemischer Erkenntnisse in den pädagogischen Alltag. Um Wahrnehmungsverzerrungen, krassen Fehleinschätzungen oder Übertragungen vorzubeugen, arbeiten grundsätzlich zwei Gruppenerzieher mit den Familien.

Durch die veränderte Arbeitsweise ist nach Schindler auch eine bessere Kollegialität im Team entstanden. Das Kinderheim Lindenhof sieht sich in einem fortwährenden Entwicklungsprozess: "Wenn diese Überlegungen gelesen werden, so haben wir mit Sicherheit bereits neue Ideen entwickelt und ausprobiert" (Schindler 1996, S. 52).

Systemische Familienarbeit in Haus Leuchtturm

Die "Heilpädagogische Kinderwohngruppe mit Sozialtherapie" befindet sich in Haus Leuchtturm und ist integriert in das SOS-Kinderdorf Ammersee im oberbayerischen Dießen. Haus Leuchtturm arbeitet seit 1994 mit einem familientherapeutischen Ansatz und entwickelt dabei - auf der Grundlage der Erfahrungen - sein Konzept kontinuierlich weiter. Die in diesem Beitrag verwendeten Informationen über die Arbeitsweise von Haus Leuchtturm stammen aus ausführlichen Interviews mit den therapeutischen und pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie aus dem offiziellen Konzeptpapier und verschiedenen internen Arbeitspapieren des Hauses.

Das Heim hat sich nicht aus Verspieltheit oder wegen der Nähe zum Ammersee den Namen "Leuchtturm" gegeben. Vielmehr versteht sich das therapeutische und pädagogische Personal tatsächlich als Lotse, als Leuchtturmwärter für die Boote oder Schiffe, als die es die Familien bezeichnet. Im Boot, so sollen sich die Familien vorstellen, gibt es Kapitäne, das sind die Eltern, und Matrosen, das sind die Kinder. Die Kapitäne bestimmen den Kurs - wo geht die Reise hin? Achten sie auf Wind und Wetter, Felsen und Untiefen? Ist das Boot auch den Bedürfnissen der Reisenden und den Verhältnissen auf See angemessen? Oder schaukeln sie auf einer Nussschale auf dem offenen Meer? Dieses Bild wird immer wieder in der Arbeit aufgegriffen.

Haus Leuchtturm versteht sich nicht als Ersatzkapitän oder Admiral, der das Kommando übernimmt und das schlingernde Boot auf Kurs bringt, sondern als Lotse, der Orientierungshilfe gibt, das Verhalten an Bord widerspiegelt und vor dem eingeschlagenen Kurs warnt, wenn das Boot gegen einen Felsen zu schellen droht.

Eckpfeiler des Konzepts

Die Wohngruppe bietet sechs Kindern zwischen sechs und vierzehn Jahren (Aufnahmealter) Platz. Mit der Unterbringung ist eine Familientherapie verbunden, die von der hausinternen Familientherapeutin und einem externen Kollegen durchgeführt wird. Alle vierzehn Tage finden unter deren Leitung familientherapeutische Sitzungen statt, an denen die Eltern, die Kinder, die Bezugsmitarbeiter und auch die Geschwister, die noch bei den Eltern leben, teilnehmen. Darüber hinaus erhalten die Kinder Einzeltherapiestunden bei der Therapeutin und nehmen an Psychomotorikgruppenstunden teil, die der Leiter von Haus Leuchtturm durchführt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wiederum arbeiten eng mit den Eltern zusammen, besonders in Erziehungsfragen, und haben Einzelsupervisionsstunden bei der Therapeutin. Der Aufenthalt und die Familientherapie sind auf zwei Jahre begrenzt. Ziel der Maßnahme ist die Rückführung des Kindes in seine Familie. Sollte sich während der Unterbringung allerdings herausstellen, dass das nicht möglich ist, wird nach einer anderweitigen Lösung für die Familie gesucht. Geplant und überprüft werden die Fortschritte im Veränderungsprozess des Kindes in den halbjährlich stattfindenden Hilfe- und Erziehungsplanungen. All diese Maßnahmen bilden ein Hilfesystem, dessen Elemente nicht isoliert zu betrachten sind. Die intensive Familienarbeit ist kein Zusatz zu einem Routineheimbetrieb, kein Zugeständnis an moderne Heimpädagogik oder an das Kinder- und Jugendhilfegesetz, sondern ein zentraler Baustein von vielen, aus denen sich der Heimalltag zusammensetzt.

Ein weiterer wichtiger Baustein (der in diesem Beitrag nicht im Mittelpunkt steht) ist der differenziert strukturierte pädagogische Gruppenalltag, der entwicklungsgemäßes eigenverantwortliches Handeln der Kinder in hohem Maße fördert und unterstützt. Die Bezugsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter arbeiten auf der Basis einer pädagogischen Grundhaltung, die den Kindern Spielraum gewährt und Handlungsmöglichkeiten offen lässt, sie aber zugleich mit den Auswirkungen und Konsequenzen ihres Handelns konfrontiert. Die Kinder können sich nicht nur in Hilfeplangesprächen, sondern auch in Kinderrunden äußern, ihre Meinung und ihre Kritikpunkte zu Gehör bringen und Einfluss auf die Gestaltung ihres Alltags nehmen.

Besonderer Wert wird auf eine intensive Vernetzung aller Parteien des Hilfesystems gelegt. Dazu gehören ein engmaschiges Informationsmanagement, wöchentliche mehrstündige "Bereichsrunden" und detaillierte Übergaben. Insbesondere bei Krisen ist eine unmittelbare und rasche Absprache zwischen Bereichsleiter, Bezugsmitarbeitern und anderen Beteiligten gewährleistet. In Fragen des Alltags, vor allem in Schulfragen, kooperieren die Bezugsmitarbeiter eng mit den Eltern.

In der Teamsupervision und auf den Klausurtagen des pädagogischen Teams werden konzeptionelle Fragen reflektiert und wird die Teamentwicklung vorangetrieben.

Zielsetzung der Familienarbeit

Wie für familiensystemisch orientierte Ansätze generell beschrieben, geht das Konzept von Haus Leuchtturm davon aus, dass Kinder Symptomträger in einem problematischen Familiensystem sind und daher nur in die Familie reintegriert werden können, wenn das Familiensystem sich verändert. Da das in der Regel aber weder von alleine passiert noch durch die bloße Herausnahme des identifizierten Patienten, muss die ganze Familie auf die Veränderung ihrer Beziehungen hinarbeiten. Für Haus Leuchtturm sind und bleiben die Eltern die wichtigsten Bezugspersonen für ihr Kind. Gegen die Eltern zu arbeiten stürzt die Kinder in Loyalitätskonflikte und ruft meist oppositionelles Verhalten hervor. Also versucht man, das Familiensystem und das Heimsystem zu integrieren.

Zusammengefasst geht es darum, die folgenden Ziele gemeinsam zu erarbeiten:

  • Förderung der vorhandenen, aber blockierten Potenziale der einzelnen Familienmitglieder und des Familiensystems,
  • Stärkung des Selbstwertgefühls, Entwicklung der Persönlichkeit aller Familienmitglieder, vor allem aber des Kindes,
  • Klärung und Veränderung der Interaktionsmuster im Familiensystem, Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit, damit Gefühle, wechselseitige Ansprüche und Wünsche auf verständliche Weise mitgeteilt werden können, Erarbeitung von neuen Wegen zur Konfliktlösung,
  • Entlastung der Kinder von Delegationen, Einschränkungen und Aufträgen, die ihrem Alters- und Entwicklungsstand nicht entsprechen (dazu müssen auch die Generationengrenzen gezogen werden),
  • Unterstützung der Jugendlichen in ihren Autonomiebestrebungen.

Generationengrenzen, Kommunikationsformen, Selbstwertgefühl, Beziehungsarbeit - in den Zielen spiegeln sich die Hauptthemen des systemtherapeutischen Ansatzes wider (von Schlippe, 1984). Hinzu kommt noch das Ziel, die Eltern zu motivieren, selbst die Verantwortung für ihre Familie zu ergreifen, die Veränderungen selbst zu vollziehen und künftig ihre Probleme alleine, das heißt ohne Hilfe von außen, zu lösen. Dieser Grundsatz der Hilfe zur Selbsthilfe zieht sich durch jedes Detail des Maßnahmenkatalogs von Haus Leuchtturm.

Aufnahmeverfahren und Problemlagen

Wie bereits ausgeführt, ringen fast alle Heime mit dem Problem, dass Frustration und Versagensgefühle schnell in Konkurrenz zum Heim umschlagen und zur Verweigerung der Mitarbeit führen können. Haus Leuchtturm lässt den Eltern die Verantwortung für den Veränderungsprozess in ihrer Familie und auch die Erziehungsverantwortung für das Kind. Dieses Grundprinzip zeigt sich bereits beim Aufnahmeverfahren.

Meist fragt ein Jugendamt der Umgebung oder eine andere Einrichtung nach einem freien Platz an. Sollte in einem akzeptablen Zeitraum ein Platz vorhanden sein, ist es die Aufgabe der Eltern, sich in Haus Leuchtturm zu melden und einen Termin zum Kennenlerngespräch zu vereinbaren. Nur etwa jede siebte bis achte Voranfrage führt zu einem Gespräch und zur Aufnahme des Kindes. Für diese Quote sind zunächst die im Heimbereich üblichen Strukturen maßgeblich: Die persönliche Kontaktaufnahme scheitert oft an der Unentschlossenheit der Eltern oder an Parallelanfragen in anderen Heimen.

Die meisten Familien, die zum unverbindlichen Kennenlerngespräch erscheinen, streben danach auch eine Aufnahme in Haus Leuchtturm an. An diesem Gespräch nehmen die Therapeutin, der Bereichsleiter, die infrage kommende zukünftige Bezugsmitarbeiterin, die Familie und eventuell eine Vertreterin der vorherigen Einrichtung (zum Beispiel eines Frauenhauses) teil. In besonderen Fällen, wenn vorher noch kein Arbeitskontakt bestanden hat, kommt auch eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter des Jugendamts hinzu. Haus Leuchtturm stellt sich vor, erläutert sein Setting und macht der Familie auch klar, welche Strapazen unter Umständen auf sie zukommen, wenn man allein den Zeitaufwand für Gespräche und Fahrten in Betracht zieht: Die Familientherapiesitzungen finden immer freitagnachmittags statt. Jedes zweite Wochenende verbringt das Kind zu Hause, wozu es von den Eltern in Haus Leuchtturm abgeholt wird. Die Abholfreitage und die Therapiefreitage fallen nicht zwangsläufig zusammen. Fallabhängig kann auch vereinbart werden, dass die Kinder selbstständig nach Hause fahren. Der Austausch mit den Eltern wird dann auf andere Weise sichergestellt.

Hinzu kommen weitere Gesprächstermine zur Erziehungsplanung und zur Hilfeplanüberprüfung, die an beliebigen Werktagen stattfinden, wobei die Teilnahme an Gesprächen zur Erziehungsplanung freiwillig, an denen zur Hilfeplanüberprüfung verbindlich ist.

Im Kennenlerngespräch stellt sich die Familie mit ihrer Problematik dem Haus Leuchtturm vor: Welche Symptome und Auffälligkeiten das so genannte Problemkind hat, wann alles angefangen hat, was bisher schon unternommen wurde, um Abhilfe zu schaffen. Jedes Familienmitglied wird gebeten, seinen Auftrag an Haus Leuchtturm zu formulieren. Von Elternseite kommt häufig die Botschaft: "Bitte entfernen Sie das Symptom!" Die Familie befindet sich noch ganz am Anfang eines Prozesses, in dem sie allmählich begreift, dass nicht das Kind das Problem hat, sondern die ganze Familie. Eine erste Ahnung darüber entsteht, wenn jedes Familienmitglied (also nicht nur das schwierige Kind) gefragt wird, was es hier für sich lernen möchte. Dann sagt zum Beispiel die Mutter, sie möchte lernen, wie sie geduldiger wird oder wie sie eine bessere Beziehung zu ihrem Kind aufbauen könnte.

Meist fördern diese Gespräche heftige Gefühle zutage; die ganze Not, Verzweiflung, Hilflosigkeit und Sehnsucht nach einem glücklicheren Familienleben offenbaren sich. Die Familie bekommt einen Eindruck davon, mit welcher Intensität die Arbeit in Haus Leuchtturm, inklusive der obligatorischen Familientherapiesitzungen, ablaufen wird. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Haus Leuchtturm hingegen können bereits eine erste Problemanalyse über die Familie erstellen, in die nicht nur eingeht, was die Familie über sich sagt, sondern auch, wer spricht und wie. Wichtig ist für Haus Leuchtturm, zu diesem Zeitpunkt auch herauszufinden, wodurch die Familie zur Kontaktaufnahme motiviert wurde, ob sie aus freien Stücken kommt oder geschickt worden ist.

Gefragt wird auch nach Personen, die einen großen Einfluss auf die Familie ausüben, aber nicht mit der Familie zusammenleben: Was würde beispielsweise die Großmutter, die fast täglich einmal zu Hause nach dem Rechten sieht, zu einer Heimeinweisung sagen? Im Laufe der Familientherapie wird sie möglicherweise auch einmal persönlich eingeladen, an einer Sitzung teilzunehmen.

Dass das Gespräch auf neunzig Minuten begrenzt ist, wird der Familie schon zu Beginn mitgeteilt. Es liegt nun an ihr, die Zeit zu nutzen, ihre Anliegen einzubringen und dabei Prioritäten zu setzen. Die Zeitbegrenzung der Sitzungen korrespondiert mit der Zeitbegrenzung der gesamten Maßnahme auf zwei Jahre und ist ein wichtiger Faktor im gesamten Konzept. Entwicklung geschieht vor allem an Grenzen, die quasi verhindern, dass Entscheidungen und konkrete Veränderungsschritte aus Angst immer wieder hinausgeschoben werden.

Nach dem Gespräch kann sich die Familie die Räume von Haus Leuchtturm und das Kinderdorf anschauen, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern reden und weitere praktische Fragen zum Heimleben stellen: Wie das Taschengeld ausgezahlt wird, wo der Spielplatz ist oder wie man zur Schule kommt.

Nach dem Kennenlerngespräch entscheiden sowohl die Eltern als auch das Team von Haus Leuchtturm, ob es zu einer Zusammenarbeit kommen soll oder nicht. In den meisten Fällen entscheiden beide Seiten positiv.

Es gibt folgende Ausschlusskriterien für eine Aufnahme ins Haus Leuchtturm: Wenn Kinder oder Jugendliche eine Suchtproblematik haben - das Gleiche gilt auch für Eltern, wenn sie nicht bereit sind zum Entzug und zu einer einschlägigen Therapiemaßnahme -, wenn Kinder suizidgefährdet sind, starke Weglauftendenzen haben und bei körperlicher Behinderung, die die Mobilität in Haus Leuchtturm zu stark einschränkt (das Haus ist nicht rollstuhlgerecht gebaut). Geistige Behinderung ist ebenfalls eine Kontraindikation zur Aufnahme.

Was die Symptome und konkreten Problemlagen der Kinder beziehungsweise ihrer Eltern betrifft, so muss man unterscheiden zwischen den offensichtlichen oder bereits diagnostizierten Problemen und denen, die erst im Laufe der Maßnahme deutlich werden und in einer so genannten prozessorientierten Diagnose erfasst und damit angegangen werden können. Problemlagen, die meist von Beginn an offenkundig sind, bestehen zum Beispiel darin, dass die Kinder massive Entwicklungsrückstände haben, in der Schule nicht mitkommen - weder, was ihre Leistung, noch, was ihr soziales Verhalten anbelangt -, an Legasthenie oder Rechenschwäche leiden, generell den Schulbesuch verweigern. Manche fallen durch gewalttätiges Verhalten, erste Delinquenz und dissoziales Verhalten auf. Oft sind weitere Verhaltensauffälligkeiten vorhanden, wie Einnässen, Einkoten, hyperkinetisches Syndrom (Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung, auch in Verbindung mit Störungen des Sozialverhaltens), Sprachstörungen, verzögerte Sprachentwicklung, wie zum Beispiel Mutismus. Auch der Körper wird von manchen Kindern kaum wahrgenommen und ist somit auch kein Ort ihres Selbst und ihrer Handlungskompetenz. Darüber hinaus kennen manche Kinder keine Grenzen, können nicht mit Autorität umgehen, haben keinen Halt, keine innere Struktur, zeigen Verwahrlosungstendenzen; auch narzisstischer Größenwahn kommt vor. Andere haben traumatische Erlebnisse nicht verarbeiten können, wie zum Beispiel Scheidung und Todesfälle, oder sie sind sexuell missbraucht worden.

Diese Problemlagen werden zu Beginn von der Familie vorrangig am Kind festgemacht. Während der Maßnahme wird deutlich, dass sie Symptome für eine tief greifende Familienproblematik sind, die sich teilweise schon über Generationen fortsetzt. Das können Verstrickungen und Symbiosen sein, fehlende Ablösung von der Großelterngeneration, unausgesprochene Aufträge an einzelne Familienmitglieder oder Leitsätze, die die ganze Familie prägen und ihre Energien und Entwicklungspotenziale binden. In Scheidungs- und Trennungsfamilien stellt sich oft heraus, dass das Kind Symptome entwickelt, um die Eltern von ihrem Streit und ihren Trennungsabsichten abzulenken. Klärungsbedarf gibt es auch oft in den so genannten Patchworkfamilien: Wer übt Erziehungsfunktionen aus, welche Rolle spielt der leibliche Elternteil, der dem Haushalt nicht angehört, wie geht es den Stiefkindern?

Manchmal halten Familien auch bestimmte, meist sozial besonders inakzeptable Fakten bis kurz vor dem Ende der Maßnahme unter Verschluss: Das können Gewalttätigkeit eines Vaters gegen Frau und Kinder, sexueller Missbrauch oder Sucht sein.

Was den meisten Eltern-Kind-Beziehungen fehlt, sind klar definierte Generationengrenzen. Die Eltern sind häufig nicht in der Lage, ihren Kindern Grenzen zu setzen, sie anzuleiten und eine Autorität darzustellen. Stattdessen nehmen sie oft selbst die Kindrolle ein und reagieren dann plötzlich unangemessen "elternhaft" mit vermeintlich Respekt einflößenden Gewaltausbrüchen. Damit verbunden ist oft eine weit gehende Orientierungslosigkeit in Erziehungsfragen.

Auch die Eltern haben häufig deutliche Kontakt- und Wahrnehmungsprobleme, ihre Kommunikations- und Konfliktfähigkeit ist so eingeschränkt, dass sie Freund und Feind nicht unterscheiden können und ihre Umwelt schnell als bedrohlich erleben. Gefühle werden stark kontrolliert oder nur unangemessen wahrgenommen, was häufig durch Angst vor einer Überflutung begleitet wird.

Süchtige Eltern können, wie gesagt, nur unter der Bedingung an der Maßnahme teilnehmen, dass sie das Suchtmittel entziehen und eine Suchttherapiemaßnahme wahrnehmen. Bei sehr engen Mutter-Kind-Symbiosen, besonders bei Alleinerziehenden, ist das Team von Haus Leuchtturm bisher in zwei Fällen an seine Grenzen gestoßen. Obwohl die Kinder schier unerträgliche Symptome an den Tag legten, war es für die Mütter anscheinend noch schwieriger, allein zu Hause zu sein und sich den eigenen Problemen zu stellen, als sich tagtäglich mit dem Kind auseinander zu setzen, und so wurde die Maßnahme schon nach wenigen Wochen mit der Rückführung zur Mutter beendet.

Die Vernetzung von pädagogischer und therapeutischer Arbeit

Im Grunde sind pädagogische und therapeutische Arbeit nicht voneinander zu trennen, sondern bilden mit all ihren sich gegenseitig überschneidenden Gesprächssettings eine Einheit, ein ganzheitliches Hilfesystem. Entsprechend beginnt die Familientherapie, sobald das Kind von Haus Leuchtturm aufgenommen worden ist, und es beginnt auch sofort die Arbeit mit den Eltern von der pädagogischen Seite her.

Ein zentrales Prinzip ist die Eigenverantwortlichkeit der Eltern für den Veränderungsprozess in der Therapie und für die Erziehung des Kindes im Heim.

Familientherapeutisches Setting

Die Familientherapiesitzungen finden alle vierzehn Tage in den Therapieräumen eines benachbarten Gebäudes statt. Es nehmen die Familie mit allen Kindern, sowohl dem untergebrachten als auch den Geschwistern, die hauptamtliche Therapeutin, ein Kotherapeut, der auf Honorarbasis in Haus Leuchtturm mitarbeitet, und die Bezugsmitarbeiterin oder der Bezugsmitarbeiter des Kindes teil. Gegebenenfalls können weitere Angehörige und Bezugspersonen, zum Beispiel ein Lehrer oder der Bereichsleiter, einbezogen werden. Haus Leuchtturm beschäftigt zwei Kotherapeuten, jeder von ihnen betreut gemeinsam mit der hauptamtlichen Therapeutin drei Familien.

Um den unterschiedlichen und zum Teil gravierenden Problemlagen adäquat begegnen zu können, bedient sich das Team einer beträchtlichen Methodenvielfalt, die sich hauptsächlich aus den systemischen Familientherapien speist und durch Methoden aus weiteren therapeutischen Richtungen, wie Kunsttherapie, Gestalttherapie, Körpertherapie und Psychodrama, ergänzt wird. Alle drei Therapeuten bedienen sich psychoanalytischer Methoden, ohne diese als unvereinbar mit dem systemischen Ansatz zu empfinden. Was die Methoden betrifft, verwenden die Therapeuten alle, die in der Familientherapie üblich sind: Genogrammarbeit, Skulpturarbeit, Rollenspiele, Symbolarbeit (zum Beispiel mit Bildern, Geschichten und Tagebuch), Visualisierung und systemisch orientierte Fragestellungen (von Schlippe 1984, S. 81 ff.).

Dass in die Familientherapiesitzungen die jeweiligen Bezugsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter einbezogen werden, betont den Gesamtsettingcharakter. Es soll vermieden werden, den pädagogischen Bereich auf der einen Seite und den therapeutischen auf der anderen gegeneinander auszuspielen und von wichtigen Informationen abzuschneiden. Wie schon erwähnt, entsteht bei einer schnittstellenfreien Trennung von Therapie/ Elternarbeit und pädagogischem Heimbetrieb die Gefahr, aneinander vorbeizuarbeiten und somit die Effizienz zu mindern; oft geraten beide Seiten sogar in Konkurrenz zueinander. Auch die Eltern sollen im Gesamtsystem davor geschützt werden, mit einer der beiden Gruppen eine Fraktion gegen die andere zu bilden. Eine pädagogische Mitarbeiterin erzählte, dass solch ein Ausspielen gelegentlich auch im Gesamtsetting versucht, dann aber baldmöglichst in der familientherapeutischen Sitzung offen gemacht werde. Familienmitglieder, die es gewöhnt sind, sich in jeder Lebenslage Verbündete zu suchen und gegen die anderen verdeckt zu agieren, erlebten so das erste Mal, dass sie ihre Anliegen oder Kritik direkt bei den Betroffenen anbringen können und damit auch ernst genommen werden. In solchen Fällen zeigt sich, dass sich das Familiensystem schon durch die bloße Beteiligung der Bezugsmitarbeiterin ändert, denn sie hält sich nicht an die eingefahrenen Spielregeln der Familie.

Ein weiterer Grund für die Beteiligung der Bezugsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter liegt darin, dass diese ohnehin sehr eng mit den Eltern zusammenarbeiten, da sie ja deren Erziehungsaufträge erfüllen (siehe unten). Falls sich dabei Konflikte ergeben, die die Beteiligten trotz ernsthafter Versuche nicht lösen können, werden die strittigen Punkte in die Therapiesitzung eingebracht. Umgekehrt können auch Elemente der Familientherapie gemeinsam von den Pädagoginnen und Eltern vorbereitet werden, zum Beispiel die Familiengenogramme. In der Therapiesitzung wird dann nur noch die Essenz des Genogramms aufgegriffen, um damit möglichst effizient weiter zu arbeiten.

Wenn in der Familientherapiesitzung Erziehungsprobleme erörtert werden, können Mitarbeiterinnen und Eltern Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig beraten. Die Eltern erleben dabei, dass die Bezugsmitarbeiter - professionelle sozialpädagogische Fachkräfte - auch Menschen mit Nerven, Fehlern und Empfindungen sind und nicht auf jede Situation mit dem Kind die vollkommene pädagogische Antwort haben. Das wirkt entlastend. Die Eltern sehen, dass sie nicht perfekt sein müssen, genauso wenig wie die Fachkräfte. Sie sehen aber auch, dass man sich Erziehungsfähigkeit erarbeiten kann, sodass Versagensangst und Resignation von ihnen abfallen können.

Schließlich entstehen im Gesamtsetting zwischen den Mitarbeitern und den Eltern ein persönlicheres, vertrauteres Verhältnis und mehr Nähe, als es unter normalen Bedingungen möglich wäre - was auch die Zusammenarbeit in alltäglichen Belangen erleichtert.

Ebenfalls neu im Konzept ist die Therapie in Koarbeit. Der Hauptgrund dafür liegt in der hohen Anforderung an die Therapeuten, ein hochkomplexes und problembeladenes System zu führen, auf die manchmal sehr zahlreichen Mitglieder einzugehen und die Arbeitsergebnisse zu reflektieren. Zu zweit kann man das Vorgehen vorher absprechen, die Aufgaben verteilen (beispielsweise, dass einer aktiv leitet, der andere beobachtet), auf den jeweils anderen in Stresssituationen als Korrektiv wirken und nach der Sitzung Eindrücke austauschen. Außerdem hat es sich als sinnvoll erwiesen, einen männlichen Therapeuten einzubeziehen, um die Familiendynamik in verteilten Rollen widerspiegeln und ein Modell für elterliche Kooperation beziehungsweise für geschlechtsspezifisches Verhalten anbieten zu können. Dies gilt besonders für die zahlreichen Familien, in denen der Vater fehlt. Als vorteilhaft hat sich herausgestellt, dass der jeweilige Kotherapeut von außen kommt, am Alltag von Haus-Leuchtturm also sonst keinen Anteil hat. Die manchmal als Konfrontation empfundene Heim-Eltern-Konstellation wird dadurch etwas gemildert; der Externe wirkt neutraler und kann mit Distanz auf das Geschehen blicken.

Wichtig für den Gesamtsettingcharakter von Pädagogik und Therapie ist auch die Transparenz des therapeutischen Prozesses, wenn er durch Einzeltherapien von Familienmitgliedern außerhalb von Haus Leuchtturm flankiert wird. Das heißt, die Eltern entbinden sowohl Haus Leuchtturm als auch ihre Therapeutinnen und Therapeuten draußen von der Schweigepflicht. Die Reibungsverluste an Schnittstellen sollen dadurch so gering wie möglich gehalten und die zusätzliche Therapie als weitere treibende Kraft für den Veränderungsprozess genutzt werden.

Typischer Phasenverlauf der Familientherapie

Die familientherapeutischen Sitzungen beginnen sofort nach der Aufnahme des Kindes und verlaufen während der nun folgenden zwei Jahre in vier charakteristischen Phasen, die hier kurz erläutert werden.

Vor und während der Entscheidung für die Maßnahme stehen die Eltern unter einem enormen Leidensdruck, der sicherlich auch zur bevorstehenden Familienarbeit motiviert. Ist das Kind aber erst einmal weg von zu Hause, scheint der Krisenherd beseitigt, Leidensdruck und Motivation lassen häufig abrupt nach. In der Anfangsphase neigen die Eltern aus diesem Grund, aber auch, weil sie es noch nicht besser wissen, oft zur Passivität und erkundigen sich während der Therapiesitzung angelegentlich, wie sich ihr Sohn, ihre Tochter denn hier so mache. Die Eltern versuchen zunächst, den Therapeuten und den Bezugsmitarbeitern die Verantwortung für das Gedeihen des Kindes und den Therapieprozess zu übertragen. Hauptaufgabe der Therapeuten in dieser Phase ist es, die Eltern an die Existenz eines Familienproblems zu erinnern und sie für die Arbeit an sich selbst und an ihren Beziehungen untereinander zu sensibilisieren. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Realität der Therapie schwer zu akzeptieren ist, auch wenn die Eltern darüber gut informiert wurden und sich ausdrücklich einverstanden erklärt haben. Das Prinzip der Selbstverantwortung auf allen Ebenen wird den Eltern Stück für Stück nahe gebracht. In der Anfangsphase spielt der Aufbau einer vertrauensvollen, positiven Atmosphäre eine wichtige Rolle. Gleichzeitig finden schon die ersten Übertragungen statt, die gerade in gewalttätigen Familien massive und geradezu bedrohliche Formen annehmen können.

In der zweiten Phase stellen viele Eltern das bisher aufgebaute Vertrauen auf die Probe, indem sie Haus Leuchtturm angreifen: wegen Details im pädagogischen Alltag, man sei etwa zu streng mit ihrem Kind, würde ihm zu viel Mithilfe im Haushalt abverlangen und so weiter. Auch die Kinder beschweren sich, und manchmal verbünden sich die Eltern mit ihnen gegen die Institution. In dieser Phase haben die Bezugsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter die wichtige Aufgabe, die Kritik der Familie aufzugreifen, die angesprochenen Kritikpunkte gegebenenfalls zu korrigieren oder die Kritik auf angemessene Art zurückzuweisen, wenn sie als nicht berechtigt erscheint. Die Familie erlebt dabei, ernst genommen zu werden und dass es nicht zerstörerisch sein muss, wenn man unangenehme Dinge offen bespricht. Die Konkurrenzsituation zwischen Mitarbeitern und Eltern kann hier therapeutisch bearbeitet und gelöst werden. Das in der Anfangsphase erarbeitete Vertrauen wird sozusagen immer wieder ausgetestet. Erweist sich das Bündnis als belastbar, kann die Familie tiefer in den therapeutischen Prozess einsteigen.

Die dritte Phase kann man als Arbeitsphase bezeichnen, in der in der Regel keine größeren Störungen auftreten. Die Familie benennt ihre Probleme und Konflikte, die Arbeit kommt gut voran. In der maritimen Sprache von Haus Leuchtturm heißt es: Das Schiff hat Fahrt, ohne von großen Stürmen geschüttelt zu sein. Die Erfahrungen miteinander, die neuen Verhaltensmuster und die erweiterten Kommunikationsmöglichkeiten können die Familien an den Heimfahrwochenenden auf die Probe stellen. Ihre Erfahrungen damit bringen sie wiederum in die nächste Familientherapiesitzung ein.

Die vierte Phase beginnt etwa ein halbes Jahr vor Beendigung der Maßnahme. Die Rückführung des Kindes rückt näher und wird durch praktische Vorkehrungen eingeleitet - und manchmal wird dies geradezu als bedrohlich erlebt. Die Ferienaufenthalte des Kindes im Elternhaus verlängern sich, vier Wochen Wohnen auf Probe zu Hause stehen an, in denen das Kind auch wieder am Heimatort in die Schule geht. Der Familie wird bewusst, dass ihre zwei Jahre in einem beschützenden Rahmen zu Ende gehen und dass alles, was an Problemen jetzt nicht angepackt wird, unerledigt zu bleiben droht. Falls die Rückführung scheitern sollte, stünde der Erfolg der ganzen Mühe während dieser zwei Jahre infrage. Gleichzeitig brechen bei den Kindern oft Symptome wieder auf, die schon als überwunden angesehen waren. Die vierte Phase kann so chaotisch und turbulent beginnen, dass die beteiligten Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Therapeuten mitunter das Gefühl beschleicht, alles bisher Erarbeitete sei umsonst gewesen. Tatsächlich aber werden in dieser Phase oft die wirklichen Kernprobleme, Tabus und Geheimnisse zutage gefördert, ohne deren Bearbeitung die Familientherapie unvollständig und die Rückführung fragwürdig geblieben wäre.

Hier zeigt sich auch der Sinn, die Maßnahme auf zwei Jahre zu begrenzen: Das Familiensystem kann sich nicht auf eine dauernde Hilfestellung einspielen und damit die Verantwortung für die Veränderung abgeben. Es muss vielmehr selbst zusehen, alle seine wichtigen Themen innerhalb dieser Zeit einzubringen, was Mut und Entschlossenheit erfordert. Würde Haus Leuchtturm auf die Zeitbegrenzung verzichten, käme eine wirklich entscheidende Problemlage oft einfach nur Jahre später oder gar nicht zum Vorschein. Die Therapeuten wiederum müssen auf diesen Prozess in den Familien vertrauen und der Versuchung widerstehen, ihnen eigentlich nahe liegende Erkenntnisse vorschnell aufzudrängen.

Nach der Entlassung sollte ursprünglich jede Familie obligatorisch mindestens alle vier Wochen zu einer Familientherapiesitzung in Haus Leuchtturm kommen, und zwar ein halbes Jahr lang. Dieses Vorgehen erwies sich jedoch als zu starr. Inzwischen obliegt die ambulante Phase dem Ermessen und dem Bedarf der Familie. Manche wenden sich auch an eine örtliche, ihnen vielleicht schon bekannte Familienberatungsstelle und lassen sich dort nachbetreuen.

Einzelarbeit mit Kindern und Jugendlichen

Eng verzahnt mit den Familientherapiesitzungen sind die Einzelstunden für die Kinder und Jugendlichen, die sie einmal wöchentlich bei der hauptamtlichen Therapeutin wahrnehmen. Je nach Alter der Kinder findet die therapeutische Interaktion hauptsächlich im Spiel oder im Gespräch statt. Beides wird kombiniert mit gestalt- und körpertherapeutischen Methoden, zum Teil auch mit Kunsttherapie. In den Einzelstunden werden die Prozesse der Familientherapie aufgegriffen, sofern sie die individuelle Entwicklung des Kindes betreffen. Es geht darum, den nächsten Schritt des Kindes innerhalb des Familiensystems zu unterstützen. Ziele der Einzelstunden sind beispielsweise:

  • Die Kinder sollen im geschützten Raum neue Haltungen, Gedanken und Gefühle ausprobieren beziehungsweise zulassen können.
  • Sie dürfen ohne Wertung oder Leistungsdruck sie selbst sein.
  • Sie lernen, räumliche und zeitliche Begrenzungen zu erleben und zu akzeptieren.
  • Sie lernen, sich an Absprachen zu halten, und erleben auch von Erwachsenen modellhaft Verbindlichkeit.
  • Gefühle werden als normaler psychischer Verarbeitungsprozess erlebt, mit denen man adäquat umgehen kann.
  • Die Kinder übernehmen schrittweise die Verantwortung für sich und ihre eigenen Anliegen.
  • Sie lernen, realistisch zu denken, ihre Wahrnehmungen zu schärfen und sich von Illusionen zu verabschieden.

Erarbeitung der Erziehungsplanung

In den ersten Wochen der Unterbringung findet zum ersten Mal die Erziehungsplanung statt, die von da an jedes halbe Jahr erneuert wird. Zu diesem Gespräch, für das drei Stunden eingeplant werden, finden sich Bereichsleiter, hauptamtliche Therapeutin, Bezugsmitarbeiter, wenn möglich die Eltern und fallabhängig auch die Jugendlichen zusammen. Der Istzustand, der erzieherische Bedarf und sinnvolle pädagogische Maßnahmen werden in den Bereichen körperliche Entwicklung, psychische Entwicklung und Leistung (Schule, Heimbereich, Freizeitverhalten) festgelegt. Außerdem wird der Istzustand der Kooperation mit den Eltern konstatiert und etwaige Veränderungen geplant. Alle Beteiligten geben sich selbst Aufträge, unterschreiben den Erziehungsplan und erhalten ein schriftliches Exemplar der Vereinbarung.

Im Sinne der weit gehenden Erziehungsverantwortung, die die Eltern beibehalten, sucht man nach einer gemeinsamen Haltung und gemeinsamen Zielen. Die anwesenden Jugendlichen haben dabei nur ein Mitspracherecht, aber keine Entscheidungsbefugnis. In der Regel erweisen sie sich als kooperativ und beziehen keine oppositionelle Haltung. Die Inhalte des Erziehungsplans weisen die grobe Richtung für das nächste halbe Jahr. Die Feinabstimmung obliegt den Eltern und den Bezugsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern in den Folgegesprächen. Wenn zum Beispiel die Eltern einem Aspekt, der im Erziehungsplan festgeschrieben wurde, doch nicht zustimmen oder ihn permanent unterlaufen, wird gemeinsam nach dem Grund geforscht. Er kann genauso gut in einer Blockade bei den Eltern liegen wie in einer solchen bei der Erzieherin. Vielleicht war aber auch das Ziel zu hoch gesteckt oder letztlich nicht sinnvoll. In einem solchen Fall können die Ziele während des halben Jahres bis zur nächsten Erziehungsplanung abgeändert werden. Andernfalls gelangt der Widerspruch zwischen Ziel und Ausführung in die Familientherapiesitzung und wird dort bearbeitet. Im Erziehungsplan werden zudem auch Erfolge dokumentiert, das heißt Verhaltensänderungen, die die Bezugsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter im pädagogischen Alltag und die Eltern an den Heimfahrwochenenden registrieren.

Die Bedeutung der praktischen Erziehungsverantwortung der Eltern

Die Verantwortung der Eltern spielt im pädagogischen Alltag eine zentrale Rolle. Die Konkurrenz zwischen Eltern und Heim wird in Haus Leuchtturm dadurch verringert, dass man den Eltern die Erziehungsverantwortung in allen Alltagsfragen lässt. Aber es geht nicht nur um Konfliktvermeidung auf dieser wenig fruchtbaren Ebene, sondern vor allem darum, die Eltern mit ihren Erziehungszielen, -methoden und Werten ernst zu nehmen. Schließlich werden sie ihre Erziehungsaufgaben nach zwei Jahren ohnehin wieder voll übernehmen.

Die Eltern geben also zum Beispiel vor, wie oft sich ihr Kind die Haare waschen soll, was es frühstückt, ob es ein Musikinstrument lernen oder im Fußballverein spielen soll. Die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Erfahrung gemacht, dass ein Kind wesentlich leichter zu motivieren ist, wenn es etwas tun soll, was die Eltern ausdrücklich wünschen. Versucht eine Mitarbeiterin hingegen das Kind zu einem Verhalten zu erziehen, das den Eltern unwichtig ist oder ihrer Einstellung zuwiderläuft, muss sie scheitern. Wenn zum Beispiel die Eltern kein Interesse an schulischen Erfolgen haben, die über das absolut für die Versetzung Notwendige hinausgehen, kann eine Mitarbeiterin das Kind noch so anregen: Es wird kaum etwas Zusätzliches lernen oder üben. Aus der Sicht des Kindes ist dieses Verhalten verständlich: Es erkennt die Eltern als wichtigste Personen in seinem Leben an und wird sich deshalb nicht in Loyalitätskonflikte begeben, indem es die Vorstellungen einer anderen Person erfüllt. Wenn das Kind Wünsche der Eltern auszuführen hat, die ihm widerstreben, wenn es zum Beispiel ein Musikinstrument lernen soll und keine Lust hat, jeden Tag zu üben, weisen die Mitarbeiterinnen es darauf hin, dass seine Eltern den Musikunterricht veranlasst haben, nicht Haus Leuchtturm. Also muss sich das Kind bei seinen Eltern, nicht bei den Mitarbeiterinnen beschweren und das Thema neu verhandeln.

Natürlich nehmen die Bezugsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter nicht alle Maßgaben und Entscheidungen der Eltern unkommentiert hin. Wenn sie negative Konsequenzen für wahrscheinlich halten, weisen sie die Eltern darauf hin, auch sie verstehen sich als Lotse und nicht als Ersatzkapitäne. Das wird am Beispiel der Ferienregelung deutlich: Es gibt in Haus Leuchtturm die Auswahl zwischen einer minimalen und einer maximalen Ferienzeit, die die Kinder bei ihren Eltern verbringen können, und jede denkbare Möglichkeit zwischen diesen Polen. Nur in einer kurzen Schließungszeit des Heimes sind alle Kinder zu Hause. Wo sie sich in der übrigen Zeit aufhalten, können die Eltern bestimmen. Es kommt dann vor, dass Eltern gleich in den ersten Schulferien ihr Kind die ganze Zeit zu sich nehmen wollen, obwohl noch große Schwierigkeiten im Umgang miteinander abzusehen sind. Die Bezugsmitarbeiterin weist auf diese Gefahr hin. Wenn die Eltern trotzdem bei ihrer Entscheidung bleiben, müssen sie die Konsequenzen tragen. Auch wenn die Probleme zu Hause sehr groß werden, akzeptiert Haus Leuchtturm nicht, dass das Kind vorzeitig aus den Ferien zurückgebracht wird.

Das Team möchte von Anfang an deutlich machen, dass die Eltern ihren Teil der Abmachungen einhalten. Auch in einer solchen Episode stecken Lernmöglichkeiten: Wie es sich anfühlt, ernst genommen zu werden, aber auch die Verantwortung tragen zu müssen; in welchem Entwicklungsstadium man gerade mit seinem Kind steckt; wie man die Situation das nächste Mal realistischer einschätzen könnte; ob es sich beim nächsten Mal vielleicht lohnen würde, den Lotsendienst von Haus Leuchtturm in Anspruch zu nehmen.

Es ist natürlich auch oft für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht leicht, die Eltern ganz andere Wege einschlagen zu sehen, als sie es aus fachlichem Ermessen heraus für sinnvoll halten. Sie müssen die Eltern jedoch als Auftraggeber akzeptieren und ihnen Raum für Entwicklungsschritte zugestehen, und zwar, wie es der Bereichsleiter ausdrückt, ohne Zähneknirschen.

In Krisenzeiten, wenn sich zum Beispiel alle Kinder gegen die Mitarbeiterinnen zusammenschließen, werden die Eltern zurate gezogen und aufgefordert, ihren Kindern gegenüber Stellung zu beziehen, als elterliche Autorität aufzutreten. Da die Eltern häufig die Rolle des führenden Kapitäns nicht angemessen ausfüllen und auch die Kinder dies so erleben, bedeutet es einen Meilenstein im Veränderungsprozess, wenn die Eltern - die Solidarität der Mitarbeiterinnen spürend - ihren Führungsanspruch geltend machen. Insofern sind Krisenzeiten immer auch Wachstumszeiten, die alle Beteiligten miteinander bewältigen.

Personelle Ausstattung, Qualifikation und Tagesstruktur

Das beschriebene Konzept ist personalintensiv und setzt besondere Qualifikationen voraus. Das Team der Bezugsmitarbeiter besteht aus fünf Personen - drei Erzieherinnen, einem Sozialpädagogen und einem Heilerziehungspfleger. Alle Mitarbeiter haben Vollzeitstellen. Der Bereichsleiter ist nicht an den Gruppendiensten (Betreuung der Kinder morgens, nachmittags und abends) beteiligt, sondern koordiniert in erster Linie Aufnahmen, Entlassungen, Erziehungsplanungen, Hilfeplanüberprüfungen, Kontakte zu Jugendämtern, Schulen und anderen sozialen Einrichtungen, leitet die verwaltungstechnischen und pädagogischen Belange von Haus Leuchtturm und wird in Krisensituationen einbezogen. Außerdem bietet er heilpädagogische Übungsbehandlungen und psychomotorische Gruppenstunden an.

Die Kinder werden rund um die Uhr betreut, das heißt, die Tagdienste werden zu zweit abgeleistet, einer der beiden Dienst habenden Mitarbeiter bleibt über Nacht. Die Wochenenden, an denen die Kinder nicht nach Hause fahren, werden von einer Mitarbeiterin, von einem Mitarbeiter komplett einschließlich der Übernachtungen übernommen und von je einem Tagdienst begleitet.

An einem durchschnittlichen Werktag gehen die Kinder zur Schule und kehren mittags in Haus Leuchtturm zurück. Beim Mittagessen wird besprochen, was für den Rest des Tages ansteht, damit alle Beteiligten wissen, was heute alles erledigt werden soll: Wer hat beispielsweise bald eine Probe in der Schule und will dafür lernen, welche Therapie- und Freizeittermine werden für die Kinder angeboten? Die Kinder haben Tisch- und Spüldienste und kümmern sich um die Ordnung in ihren Zimmern; den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern obliegen die Organisation und Führung des Haushalts einschließlich Einkaufen und Kochen. Für Wäsche und Putzen steht Haus Leuchtturm fünfzehn Stunden pro Woche entsprechendes Personal zur Verfügung. Nachmittags machen die Kinder mit Hilfe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Hausaufgaben. Die Freizeitgestaltung richtet sich nach den Neigungen und Fähigkeiten der Kinder, den Möglichkeiten des Teams (Basteln, Sport, Klettern in den Bergen) und dem Willen der Eltern. Zum Teil nehmen die Kinder von Haus Leuchtturm auch die Freizeit- und Kontaktmöglichkeiten des SOS-Kinderdorfes wahr.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben regelmäßig Gespräche mit den Eltern ihres Bezugskindes über die Erziehungsaufträge und die Verwirklichung des Erziehungsplans. Sie geben Hinweise und Warnungen, konstatieren aber auch Fortschritte und ermutigen die Eltern. Sie stärken die meist schwache Elternposition durch ihre Solidarität.

Um die oft verzwickten Beziehungskonstellationen mit den Eltern und die häufig belastenden und konfliktträchtigen Erziehungssituationen mit den Kindern zu verarbeiten und die eigene Rolle und Position im Gesamtsystem zu reflektieren, stehen dem Mitarbeiterteam insgesamt vier Einzelstunden pro Woche bei der hauptamtlichen Therapeutin zur Verfügung, die roulierend vergeben werden. Im Durchschnitt nimmt jeder ein bis zwei Supervisionsgespräche innerhalb von vierzehn Tagen wahr. In diesen Stunden kommen auch die persönliche Befindlichkeit und eigene Veränderungsprozesse zur Sprache.

Die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist so eng mit dem therapeutischen Prozess verknüpft, dass oft auch die eigene persönliche Entwicklung davon betroffen ist. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen sich von Anfang an darauf ein, dass sich in dieser Tätigkeit Berufliches und Persönlich-Privates stärker überschneiden als in anderen sozialpädagogischen Arbeitsfeldern. Die Anforderungen werden als hoch und durchaus belastend empfunden, aber auch als Herausforderung, an der man beruflich und persönlich wachsen kann. Außerdem erhalte man, so eine Mitarbeiterin, an kaum einer anderen Stelle so viel Unterstützung.

Im Gesamtsystem haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Schlüsselposition inne: Sie sind den Kindern am nahesten, sprechen regelmäßig mit den Eltern, halten Kontakt zu Lehrern und anderen Bezugspersonen und sind direkt am therapeutischen Prozess beteiligt. Sie bringen die Essenz an wichtigen Informationen, Problemen und Entwicklungsschritten ins Teamgespräch ein.

Unverzichtbare Voraussetzung für die Arbeit in Haus Leuchtturm ist eine berufsbegleitende systemische Zusatzausbildung für den Heimbereich. Sie dauert etwa ein halbes Jahr, umfasst sieben ganze Tage und drei bis vier Wochenendseminare und wird von verschiedenen Trägern angeboten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen einen theoretischen Überblick über Merkmale systemischen Denkens und Handelns und erarbeiten sich Gesprächstechniken und Anwendungsmöglichkeiten für ihre berufliche Praxis. Die Ausbildung wird als sehr hilfreich empfunden. Die pädagogischen Aufgaben sind aber klar abgegrenzt von den therapeutischen. Die Bezugsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sollen nicht in die Rolle eines Kotherapeuten rutschen.

Die Fluktuation des pädagogischen Personals ist gering, was auf eine hohe Arbeitszufriedenheit und eine dem Arbeitsfeld gemäße Unterstützung schließen lässt.

Die hauptamtliche Therapeutin führt zusammen mit ihrem jeweiligen Kotherapeuten alle Familientherapiesitzungen durch, hält Einzelstunden mit den Kindern und den Mitarbeitern ab und ist an allen Aufnahmegesprächen und Erziehungsplanungen beteiligt. Sie betont, dass man für diese Tätigkeit - neben einer fundierten familientherapeutischen Ausbildung nebst weiterer therapeutischer Qualifikationen - ein erhebliches berufliches Stehvermögen brauche. Berufsanfänger seien sicherlich überfordert. Dasselbe gelte auch für die Kotherapeuten. Was die Zusammenarbeit anbetrifft, müssten sich die Therapeuten gut ergänzen und verstehen. Sich voreinander profilieren zu wollen sei dem gemeinsamen Ziel ganz und gar abträglich. Auch zur Ausbildung junger Kollegen sei das Setting ungeeignet, beziehungsweise gefährde eher den Arbeitserfolg. Vielmehr sei es entscheidend, dass sich die Kotherapeuten auf demselben Kompetenz- und Erfahrungsniveau befänden.

Zusammenfassung

An der Arbeitsweise von Haus Leuchtturm wird deutlich, wie den gängigen Problemen der Elternarbeit durch ausgereiftes professionelles Handeln begegnet wird.

Die Bereitschaft der Eltern mitzuarbeiten ist zunächst Voraussetzung für eine Aufnahme des Kindes, später aber auch, besonders wenn die Motivation zwischendurch nachlässt, Thema des therapeutischen Prozesses. Das Team rechnet mit der gefühlsmäßigen Ambivalenz der Eltern und stellt sich darauf ein. Die feste Struktur des Settings, die Intensität und Häufigkeit, mit der Gespräche und Therapiesitzungen stattfinden, vermitteln den Eltern, dass sie und ihre Probleme ernst genommen werden.

Darüber hinaus lässt das Mitarbeiterteam den Eltern weitgehend die Erziehungsverantwortung, bindet sie in regelmäßige Gespräche über Erziehung ein und zeigt ihnen damit, dass ihr Verhältnis zu ihren Kindern als höchst bedeutsam eingeschätzt wird und dass man ihnen zutraut, dass sie bald selbst wieder für ihre Kinder sorgen können.

Die strukturellen Hemmnisse der Elternarbeit hat Haus Leuchtturm insofern überwunden, als dass ihm ausreichendes und genügend qualifiziertes Personal zur Verfügung steht und als es die Möglichkeit hatte, ein Konzept zu entwickeln, es umzusetzen und nach Jahren erster Erfahrungen zu modifizieren. Überdies ist die Finanzierung gesichert.

Ausblick

Dass bisher keine schlüssigen Konzepte für Eltern- und Familienarbeit vorlägen, wie Neumeyer 1996 behauptet, kann man angesichts der Konzepte der Kinderheime Graf und Lindenhof sowie vom Haus Leuchtturm nicht sagen. Dennoch stellt sich abschließend die Frage: Ist ein familientherapeutisches Setting in der Heimerziehung generell erfolgversprechender im Hinblick auf die Rückführung des Kindes - aber auch im Hinblick auf den Erfolg der Heimerziehung überhaupt - als andere Formen der Elternarbeit?

Die Antwort muss bis jetzt spekulativ bleiben. Empirische Untersuchungen über den Erfolg von Heimerziehung kämpfen mit dem Umstand, dass zwar die Quantität der pädagogischen und therapeutischen Leistung messbar ist, ihre tatsächliche, langfristige Wirkung auf das Kind oder den Jugendlichen und sein späteres Verhalten aber erst in katamnestischen Studien überprüft werden können (Gerull 1996, S. 95 ff.; Planungsgruppe PETRA 1988). Hier besteht eindeutiger Handlungsbedarf.

Der Erfolg der Rückführung in die Familie könnte ein valides Kriterium für die Evaluation der Arbeit verschiedener Einrichtungen sein: Wie stabil und dauerhaft ist die Wiederaufnahme eines Kindes in die Familie? Kann es sich zukünftig symptomfrei entwickeln oder werden erneut Jugendhilfemaßnahmen in Anspruch genommen? Ist der Familie insgesamt geholfen oder verlagern sich die Probleme lediglich auf andere Familienmitglieder?

Bisher gibt es - meines Wissens - keine vergleichende katamnestische Studie über die Wirkungsweise verschiedener Formen der Elternarbeit. Anhand des veröffentlichten Materials ist es aber möglich, zumindest einige qualitative Kriterien zu formulieren, die den Erfolg der Eltern- und Familienarbeit begünstigen. Erforderlich sind

  • eine konsequente, systematische und planvolle Familienarbeit,
  • Methodenvielfalt, die das gesamte Spektrum von dezidiert familientherapeutischen Interventionen bis hin zu geselligen und zwanglosen Begegnungen einschließt,
  • die Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die besonderen Anforderungen im Umgang mit den Eltern,
  • eine systemische Sicht der Interaktion mit den Eltern und der Familienprobleme (Conen 1990, S. 231 f.).

Dabei kann es nicht darum gehen, in der Landschaft der Kinder- und Jugendhilfe ein einziges, quasi DIN-normiertes Konzept der Eltern- und Familienarbeit zu etablieren, welches allen Einrichtungen und Nutzerinnen und Nutzern verordnet wird. Vielmehr zeichnet sich in der Diskussion und den praktischen Erfahrungen ab, dass ein prozessorientiertes, ebenfalls systemisches Vorgehen in der Konzeptentwicklung notwendig ist, welches den jeweiligen Bedürfnissen und Möglichkeiten der Klientel Rechnung trägt. Eltern- und Familienarbeit sind einzuordnen in das Gesamtspektrum der Heimerziehung. Auch die Gruppenarbeit innerhalb der Heime mit Kindern, Jugendlichen und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann von einer systemischen Herangehensweise und der Methodenvielfalt der Familientherapien profitieren.

Selbst wenn ein Kind oder ein junger Mensch seine Eltern verloren hat oder von ihnen verlassen worden ist, eine reale Rückführung also nicht möglich ist, bleibt seine Familie für ihn psychisch existent und gehört zur Ganzheit seiner Person. Es lohnt immer, den Gefühlen und Fantasien, die Kinder gegenüber ihren Müttern und Vätern in sich tragen, Raum zu geben.

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Autorin

Kathrin Taube
St. Wolfgangs-Platz 8
81669 München
Tel.: 089/4892578

Herausgeber

Sozialpädagogisches Institut
im SOS-Kinderdorf e.V.
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Website:
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Quelle

Aus: Sozialpädagogisches Institut im SOS-Kinderdorf e.V. (Hrsg.): Zurück zu den Eltern? München: Eigenverlag 2000. Eingestellt am 29.05.2002, überprüft im März 2015